Dass gerade das Gesundheits- und Pflegewesen in Österreich eine der größten Spielwiesen mit experimentellem Charakter hat, ist nichts Neues. Wäre nicht der Forschungsbereich und der Ausbildungsbereich in den letzten Jahren mit großen und wichtigen Entwicklungen beschäftigt, würden auch dort wichtige Ansätze in Gefahr geraten, zwischen die Mühlsteine des Systems zu geraten.
Es gibt ein treffendes Beispiel dafür, das zeigt, was föderalistisches Denken und Handeln in einem kleinen Land wie Österreich anrichtet. Was daran für pflegende Angehörige kritisch ist? Sie, die den größten Pflegedienst Österreichs darstellen, bleiben wie so oft auf der Strecke. Kaum war der Hoffnungsschimmer da, dass ihnen dort, wo es am notwendigsten ist, nämlich in der häuslichen Pflege, professionelle Pflegekräfte zur Seite stehen und das in einem ganz anderen Umfang als es andere Unterstützungsangebote können, scheint mit ein paar Federstrichen einfach wiederum ausgelöscht.
Community Nurses, entstanden durch die Übernahme eines EU-Projekts mit entsprechenden finanziellen Mitteln, haben von Beginn an – professionell in ihrer Arbeit, engagiert in ihrem Anliegen, aus diesem Modell eine umfassende pflegerische Alternative geschaffen – die sich sogar im Katastropheneinsatz wie im Jahr 2024 besonders bewährt hat.
Nur wer die Situation vor Ort in der häuslichen Pflege wirklich wahrnimmt, kennt, einschätzt und dementsprechend handelt, ist eine echte und professionelle Hilfe und darüber hinaus jemand, der nicht nur nach innen, sondern auch nach außen wirkt, direkt hinein in die Gemeinde, in das Umfeld, sehr oft gegen Widerstände kämpft (wozu brauchen wir denn DIE?). Die etwas gewöhnungsbedürftige englische Bezeichnung hat manches Kopfschütteln erzeugt oder auch manchmal Verweigerung, aber wer die Community Nurses kennengelernt hat, sozusagen live erlebt hat, dem war die Bezeichnung rasch egal. Hauptsache, sie waren da und wussten, was zu tun ist.
Dass das EU-Projekt – und damit die finanzielle EU-Förderung – nach 3 Jahren nicht mehr verfügbar war, hat dort gemündet, wo so oft der Föderalismus dem freien Handeln der Entscheidungsträger überlassen wird. Unter vorgehaltener Hand gesagt, in budgetär besonderen schwierigen Zeiten zwar eine große Herausforderung, aber wer für eine eindeutige Zweckwidmung im Finanzausgleich gesorgt hätte, hätte das Spiel der Kräfte zumindest im Zaum halten können.
Zu den Fakten:
Salzburg stellt das Projekt 2026 ein
Steiermark finanziert das Projekt bis 2025
Tirol bezeichnet es als präventive Senior:nnenberatung
In anderen Bundesländern werden sie in bestehende Strukturen integriert, wie z.B. im Burgenland als Pflege- und Sozialberatung
Im Regierungsprogramm firmieren sie mit dem Anliegen, dass ein Berufsbild kommen soll
Was damit auf der Strecke bleibt, sind die Community Nurses selbst, die sich den Vorgaben beugen und aus ihrem Betätigungsprofil so einiges streichen müssen. Die aufgebauten Kontakte zu den Menschen in der häuslichen Pflege werden in so manchen Fällen ausgedünnt oder zur Beratungstätigkeit umgewandelt, anstatt der professionellen pflegerischen Tätigkeit zu entsprechen. Sie, die oft das Zünglein an der Waage waren, wenn es um wichtige Pflegeentscheidungen gegangen ist, müssen sich auf das politische Schlachtfeld begeben und dafür kämpfen, dass es eine gemeinsame Strategie gibt für ihren Arbeitsbereich, um nicht immer mehr verdrängt zu werden.
Wie immer stellt sich die unangenehme Frage, welche volkswirtschaftlichen Kosten genau dadurch entstehen, was durch das Fehlen eines etablierten, sinnvollen Modells jetzt als Stückwerk übrigbleibt. Scheinbar verläßt man sich darauf, dass pflegende Angehörige, die angeblich nicht pflegen können, aber es müssen, es auch weiterhin tun. Mit dem zusätzlich angenehmen volkswirtschaftlichen Effekt: es ist eine Leistung ohne Gegenleistung und damit die günstigste Form der häuslichen Pflege. Alle bisherigen Versuche, einen echten Lohnersatz zu schaffen statt Anstellungsmodellen, die auch das Pflegegeld zweckentfremden, sind bisher nur auf der Diskussionsebene gelandet. Was wohl vielleicht noch eine Möglichkeit wäre…Community Nurses reihen sich in die Freiwilligenarbeit ein und stehen weiterhin zur Verfügung – Sarkasmus off
Birgit Meinhard-Schiebel
Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger www.ig-pflege.at
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