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Valentina Reschreiter, Eva Simschitz-Wetl, Christine Leber-Anderwald
Evaluation der subkutanen Injektion von antineoplastischen Therapien

Im Rahmen eines pflegefachlichen Projekts des onkologischen Expertenteams (dieses besteht aus diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegefachpersonen, Pflegeassistenzen und Pflegefachassistenten) der hämatoonkologischen Ambulanz (AHO) wurde die Methode der subkutanen Medikamentenverabreichung umgestellt: Weg von der manuellen Injektion, hin zur Anwendung eines subkutanen Perfusors.

 Ein pflegefachliches Projekt an der hämatoonkologischen internistischen Ambulanz des Klinikum Klagenfurt am Wörthersee

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Ziel dieser Umstellung war die nachhaltige Verbesserung der Pflege- und Behandlungsqualität durch eine schonendere, effektivere und patientenzentrierte Applikationstechnik. Um die Perspektive der betreuten Patient*innen in diesen Qualitätsentwicklungsprozess einzubinden, wurde ein situativ-strukturierter Fragebogen zur Evaluation der neuen Methode entwickelt und im Zeitraum April bis Juni 2025 angewendet. Die Ergebnisse dieser Befragung wurden analysiert und in Zusammenhang mit der intendierten Qualitätsverbesserung gestellt. Die Rückmeldungen seitens der befragten Patient*innen dienten der weiteren pflegefachlichen Qualitätsentwicklung im onkologischen Bereich.

Ergebnisse der Evaluation: Die Fragebogenerhebung erfasste die Rückmeldungen von insgesamt 50 Patient*innen. Im Fokus standen Aspekte der Anwendungsqualität, pflegerischen Betreuung, Patient*innenkomfort und Gesamtzufriedenheit.

Limitationen bei der Befragung:

  • Kontextspezifität: Die Ergebnisse sind stark an den spezifischen Kontext der Untersuchung (hier im speziellen die Patient*innen im ambulanten Setting) gebunden und daher nicht ohne Weiteres auf andere Situationen (stationäre Setting) übertragbar.
  • Forschereinfluss auf das Antwortverhalten: Die Interaktion zwischen Forscher/DGKP und Interviewpartner kann das Antwortverhalten beeinflussen und die Authentizität der Aussagen beeinträchtigen. Hier bestand die Gefahr der sozial erwünschten Antworten seitens der Patient*innen der AHO.
  • Stichprobengröße: Die Stichproben von 50 Patient*innen könnte auch eine mögliche Limitation darstellen; optimal wäre hier eine höhere Anzahl von Patient*innen und die Ausweitung des Befragungszeitraumes auf mindestens ein halbes Jahr (ist jedoch der Ablauforganisation geschuldet)

Wird im weiteren Textverlauf von Pflegepersonal gesprochen, ist hier ausschließlich der gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege gemeint.

 

  1. Wahrnehmung der neuen Methode im Vergleich zur herkömmlichen Injektion

Die Mehrheit der befragten Patient*innen (49%) empfand die Verabreichung mittels Perfusor als deutlich angenehmer, weitere 22% als etwas angenehmer. Nur ein geringer Anteil berichtete keinen Unterschied (25%) oder eine unangenehmere Erfahrung (4%). Die Akzeptanz der neuen Methode zeigte sich auch in der Präferenzfrage: 65% der Befragten bevorzugten klar die neue Methode mit Perfusor gegenüber nur 2%, die an der manuellen Injektion festhalten wollten. Für 33% war die Methode indifferent.

  1. Körperliches Empfinden und Nebenwirkungen

Die große Mehrheit der Patient*innen (90%) berichtete, nie Schmerzen oder Unwohlsein an der Einstichstelle verspürt zu haben, 8% selten und nur 2% gaben „oft“ an. Diese Zahlen unterstreichen die gute Verträglichkeit der Methode.

  1. Technische Handhabung und Aufklärung

Im Bereich der pflegerischen Unterstützung wurden durchgehend sehr positive Rückmeldungen gegeben: 85% fanden die Erklärungen zur Handhabung „sehr verständlich“, 13% „verständlich“. 98% fühlten sich durch das Pflegepersonal „sehr gut betreut“, und 80% gaben an, dass ihre Fragen „sehr gut“ beantwortet wurden.

  1. Wahrung der Intimsphäre

Beachtenswert ist auch der Aspekt der Wahrung der Intimsphäre: 43% der Patient*innen empfanden die Perfusorgabe als angenehmer in Bezug auf die Wahrung der Privatsphäre, während 57% neutral antworteten. Keine der befragten Personen äußerte sich negativ.

  1. Gesamtzufriedenheit

Die Gesamtzufriedenheit mit dem Perfusor war ausgesprochen hoch: 70% waren „sehr zufrieden“, 26% „zufrieden“. Niemand äußerte eine Unzufriedenheit.

Die offenen Rückmeldungen beinhalteten durchweg positive Aussagen über das Pflegepersonal („kompetent und sehr nett“) sowie einen Hinweis auf den Wunsch nach einer noch besseren Aufklärung vor der Anwendung – ein Aspekt, der im Sinne der kontinuierlichen Qualitätssicherung aufgegriffen wurde.

Diskussion und Relevanz für die Pflegepraxis

Die Ergebnisse der Evaluation bestätigen eindrucksvoll den Nutzen der Umstellung auf die subkutane Verabreichung mittels Perfusor. Aus Sicht der betreuten Patient*innen wurden Komfort, Verträglichkeit und Intimsphäre verbessert – drei zentrale Dimensionen pflegerischer Versorgungsqualität im ambulanten Setting.

Besonders hervorzuheben ist die hohe Zufriedenheit mit der pflegerischen Kommunikation und Betreuung, die den erfolgreichen Wissenstransfer und die professionelle Umsetzung innerhalb des AHO-Teams widerspiegelt.

Im Kontext der pflegewissenschaftlichen Qualitätsentwicklung ist dieses Projekt ein gutes Beispiel für partizipative Evaluation und evidenzorientierte Veränderungspraxis: Die subjektive Wahrnehmung der Patient*innen wurde systematisch erhoben und als Indikator für Versorgungserfolg genutzt. Dies entspricht aktuellen Qualitätsparadigmen in der Pflege, die nicht nur auf strukturelle Effizienz, sondern auf patientenzentrierte Ergebnisqualität fokussieren.

Fazit

Die Einführung des subkutanen Perfusors im ambulanten Bereich der AHO kann als gelungenes Beispiel einer pflegerischen Innovation zur Verbesserung der Versorgungsqualität gewertet werden. Die systematische Einbindung der Patient*innenmeinung durch den Fragebogen trägt zur nachhaltigen Qualitätsentwicklung bei und bietet eine fundierte Grundlage für die Etablierung der Methode als pflegerischer Standard an der Abteilung.

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Zur Person

Valentina Reschreiter M.Ed.

STL Eva Simschitz- Wetl CN

MMag. Dr. Christine Leber-Anderwald, MAS

(2025, November 15).
Evaluation der subkutanen Injektion von antineoplastischen Therapien
magazin.pflegenetz.at
https://magazin.pflegenetz.at/artikel/evaluation-der-subkutanen-injektion-von-antineoplastischen-therapien

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