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Bianca Schweiger, Mara Biermann
Aspekte der postoperativen Pflege und Kommunikation bei Brustkrebspatientinnen

In Österreich leben etwa 400.000 Menschen mit Krebs, und diese Zahl wird bis 2030 auf 460.000 steigen. Brustkrebs ist die häufigste Diagnose bei Frauen, mit 30% der Neuerkrankungen und 16% der krebsbedingten Todesfälle im Jahr 2022. Die Diagnose und Therapie sind emotional belastend, weshalb eine gute medizinische und pflegerische Betreuung essenziell ist. Postoperative Pflege, einschließlich frühzeitiger Mobilisation und psychosozialer Unterstützung, ist von großer Wichtigkeit für Betroffene. Patientinnen wünschen sich eine einfühlsame, individuell angepasste Betreuung und schätzen eine gute Zusammenarbeit im Pflegeteam.

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Einleitung

In Österreich leben derzeit etwa 400.000 Menschen mit einer Krebsdiagnose. Die Zahl der Betroffenen wird in den kommenden Jahren exponentiell steigen. Zum einen ist dies auf das steigende Alter der Bevölkerung zurückzuführen. Zum anderen ist es aufgrund der fortschreitenden Medizin möglich, Krebserkrankungen schon frühzeitiger zu erkennen, dies hebt die Zahl der registrierten Neuerkrankungen. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Krebskranken Menschen auf voraussichtlich 460.000 ansteigen, dies entspricht einen Zuwachs von 15%. Die häufigste Diagnose bei Frauen waren maligne Tumore der Brust mit 6.096 Fällen. Brustkrebs machte 2022 etwa 30% der Neuerkrankungen bei Frauen und 16% aller krebsbedingten Todesfälle aus. Damit war Brustkrebs auch die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen (Statistik Austria, 2022). Statistische Daten sagen wenig über die persönliche Krankheitserfahrung und die Bewältigung einer Krebserkrankung aus. Die Diagnostizierung eines Mammakarzinoms kann einen Schock, Ängste, Ohnmachtsgefühle bei der Patientin und ihren Angehörigen auslösen. Weiters müssen anschließend die Therapie und deren Folgewirkungen bewältigt werden, welche sich auf alle Lebensbereiche auswirken (Weis, 2010).

Trotz der hohen Anzahl an Neuerkrankungen führt die Weiterentwicklung der Medizin zu positiven Prognosen. Der häufigste Therapeutische Ansatz ist die Operation, eine gute Abwicklung des gesamten Prozesses durch das Pflegepersonal ist für Patientinnen essenziell, um die Zeit danach gut meistern zu können (Cardoso et al., 2023).

Eine adäquate postoperative Pflege hängt von der Operationsart ab. Unterschieden wird eine Brusterhaltende Operation im Vergleich zu einer kompletten Brustentfernung, der Mastektomie. Die Art der Operation richtet sich individuell nach der Beschaffenheit des Tumors und den Bedürfnissen der Betroffenen. In den meisten Fällen wird eine brusterhaltende Operation durchgeführt, da diese kein höheres Rückfallrisiko birgt und positiveren Nutzen im postoperativen Setting zeigt, im Vergleich zur Mastektomie. Nach brusterhaltenden Operationen wird oft empfohlen, die operierte Brust mit einem speziellen BH zu stützen. In einigen Fällen ist es notwendig die naheliegenden Lymphknoten in der Achselhöhle zu entfernen. Dies kann später zu Lymphödemen führen, welche sich durch Schwellung und Schmerzen im Arm oder der Schulter abzeichnen. Hierfür sind das Hochlagern, Wickel und das Tragen eines Armstrumpfes mit Kompression zur Prophylaxe geeignet (Deutsche Krebsgesellschaft, 2022). Um postoperative Komplikationen zu reduzieren ist die Frühmobilisation ein wichtiger Bestandteil. Dong-Suk et al. (2021) konnten dies in ihrer Studie aufzeigen. Bewegungsinterventionen im postoperativen Setting führen signifikant zu einer Reduktion von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der Schultern (Dong- Suk et al., 2021).

Mehrheitlich gelingt es Krebserkrankten allein bzw. mit Unterstützung ihres sozialen Netzes von Familie, Freunden und Bekannten, die Thematiken, welche entstehen zu bewältigen. Jedoch weißt ein Drittel der Krebspatientinnen im Akutkrankenhaus eine oder mehrere psychische Diagnosen auf, mit großer Schwankungsbreite der Prävalenzen für die einzelnen Tumorarten. Eine dadurch ersichtliche Notwendigkeit, eine psychoonkologische Versorgung anzubieten, sollte auf Zielgruppe und jeweilige Tumorentitäten angepasst werden (Mehnert et al., 2014). Adäquate Interventionsschritte abhängig von der jeweiligen Erkrankungsphase und an den individuellen Bedürfnissen der Erkrankten angepasst, sind entsprechend anzubieten (Beutel el al., 2015).

In erster Linie wünschen sich Patientinnen, dass sie in der pflegerischen Betreuung als Mensch Beachtung finden und sich persönlich mit ihren Anliegen und Bedürfnissen angesprochen fühlen. Es soll jederzeit das Gefühl entstehen, dass Ängste und Fragen ernst genommen werden und alles, was die Patientinnen tun, fragen oder fühlen, in Ordnung ist und akzeptiert wird. Patientinnen schätzen es sehr, wenn sie zum Fragen stellen angeregt werden, häufig vergessen die Frauen Details, welche ihnen bereits mitgeteilt wurden, aufgrund der Aufregung oder weil die Informationsdichte Sie in dieser besonderen Situation schlichtweg überfordert. Pflegende sollen einen Blick für die jeweiligen Besonderheiten der Patientinnen haben, und damit eine maßgeschneiderte zu den individuellen Bedürfnissen passende Pflegeumgebung gestalten. Pflegende müssen an ihr Einfühlungsvermögen denken und stehts ein Gespür dafür haben, welche Unterstützung die Patientin gerade braucht, ohne dass darüber gesprochen werden muss oder die Patientinnen darum Bitten müssen. Einfühlsames Verstehen kann auch bedeuten, dass Pflegende die Patientinnen in Ruhe lassen und sie nicht mit Fragen oder Angeboten bedrängen und ihren individuellen Bewältigungsprozess akzeptieren. Ein ruhiger, behutsamer und rücksichtsvoller Umgang ist angebracht, um den Frauen auch die Möglichkeit zu geben, sich verletzlich und schwach zeigen zu dürfen, was die Betroffenen entlastet. Pflegepersonen werden von den Patientinnen gerne für fachliche Auskünfte in Anspruch genommen, insbesondere nehmen Pflegende auch eine “Dolmetscher- Rolle” ein, wenn von Seiten der Ärzte zu viele Fachausdrücke bei der Visite verwendet wurden. Eine gute multiprofessionelle Zusammenarbeit wird von Seiten der Patientinnen als ebenfalls sehr angenehm und wichtig wahrgenommen, einerseits steigert ein entspanntes Arbeitsklima die Zufriedenheit der betroffenen, andererseits ist dies auch als Qualitätskriterium zu sehen (Pinkert, Holtgräwe und Remmers, 2008).

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Literatur

Beutel, M. E., Barthel, Y., Haselbacher, A., Leuteritz, K., Zwernez, R., Imruck, B. H., Kuhnt, S., Weißflog, G., Brähler, E. (2015). Depressive Störungen bei Krebserkrankungen. Hogrefe Verlag.

Cardoso, M.M., Baixinho, C.L., Silva, G.T.R., & Ferreira, O. (2023). Nursing Interventions in the Perioperative Pathway of the Patient with Breast Cancer: A Scoping Review. Healthcare, 11(12),1-11

Deutsche Krebsgesellschaft. (2022). Brustkrebs- Operation. Abgerufen am 23-05.2024 von https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/therapie/operation.html.

Dong-Suk, L., Hyeun-Sil, K., Seung-Ok, C., Eun-Mi, K. (2021). The Effects of Exercise Intervention for Post-Operative Breast Cancer Patients in Korea: A Systemic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Asian Oncol Nurs, 21(2), 74-87

Mehnert, A., Brähler, E., Faller, H., Harter, M., Keller, M., Schulz, H., Wegscheider, K., Weis, J., Boehncke, A., Hund, B., Reuter, K., Richard, M., Sehner, S., Sommerfeldt, S., Szalai, C., Wittchen, H. U., Koch, U. (2014). Four-week prevalence of mental disorders in patients with cancer across major tumor entities. Journal of Clinical Oncology 32 (31), 3540-3546. doi: 10.1200/JCO.2014.56.0086

Pinkert, C., Holtgräwe, M., Remmers, H. (2008). Bedürfnisse von Brustkrebspatientinnen nach pflegerischer Unterstützung während der stationären Erstbehandlung. Pflege, 21, 7-15. doi: 10.1024/1012-5302.21.1.7

Statistik Austria. (2022). Zahl der Krebskranken steigt bis 2030 um 15%. Abgerufen am 21.05.2024 von https://www.statistik.at/fileadmin/announcemet/2024/01/20240125Krebsstatistik2022.pdf

Weis, J. (2010). Qualitätssicherung in der Psychoonkologie. Abgerufen am 21.05.2024 von https://www.oegpo.at/wp-content/uploads/2020/05/Vortrag-Weis.pdf

Zur Person

Schweiger Bianca, MSc

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (Berufserfahrung: Interdisziplinäre Station mit Schwerpunkt in der plastischen Chirurgie (Rekonstruktion) Wiener Neustadt)

Praxisanleiterin

Master of Science in Advanced Nursing Education

Pflegepädagogin an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Wiener Neustadt

Bianca.Schweiger@wienerneustadt.lknoe.at

Biermann Mara, DGKP

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (Berufserfahrung: Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten Schwerpunkt Onkologie, Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie Schwerpunkt Akut- und Langzeitversorgung)

Akademisch geprüfte Praxisanleiterin

In Ausbildung zur akademischen Expertin für Pflegepädagogik

mara.biermann@wienerneustadt.lknoe.at

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