In den Gesundheitswissenschaften und der Pflegewissenschaft hat sich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen. Der Blick richtet sich neben der Krankheitsorientierung auch auf die Gesundheitserhaltung und -gestaltung. Die beiden Pole Gesundheit, wie auch Krankheit nehmen bereits Ausbildungsschwerpunkte in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Pflegewissenschaft und den Gesundheitswissenschaften ein. Der Akademische Hochschullehrgang Public Health fokussiert nun diese Gesundheitsorientierung und bietet berufserfahrenen Personen in facheinschlägigen Bereichen eine Ausbildung zur Erlangung von spezifischer Expertise in Public Health.

Public Health-Expert*innen tragen in vielen Bereichen dazu bei, die Gesundheit der gesamten Bevölkerung zu fördern und zu verbessern. Ziel ist es, die Gesundheitskompetenz zu stärken und das Wissen über wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu gesundheitsförderlichen Lebensbedingungen allen Personen zugänglich zu machen. Das Tätigkeitsfeld für Public Health-Expert*innen ist vielfältig, sie können auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Settings die Gesundheit der Bevölkerung stärken. Mit Absolvierung des Hochschullehrgangs nehmen die Absolvent*innen eine eigenständige Rolle in der primären, sekundären und tertiären Prävention sowie Gesundheitsförderung ein mit dem Ziel der langfristigen Erhaltung und Verbesserung von physischer und psychischer Gesundheit und Lebensqualität. Die künftigen Public Health-Expert*innen komplettieren im akademischen Lehrgang ihre beruflichen Vorerfahrungen und Expertise mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und fachspezifischem Wissen.[1]

Seit 2022 ist es an der FH Campus Wien möglich, berufsbegleitend über zwei Semester im Akademischen Hochschullehrgang Public Health zu studieren. Die FH Campus Wien ist die größte Fachhochschule für Angewandte Pflegewissenschaft und Gesundheitswissenschaften in Österreich. Der Akademische Hochschullehrgang Public Health richtet sich an berufserfahrene Absolvent*innen aus den Pflege-, Sozial-, Gesundheitswissenschaften und Medizin, die bereits seit mindestens zwei Jahren in ihrem Berufsfeld tätig sind. Der Lehrgang umfasst 60 ECTS und schließt mit dem Titel „Akademische*r Expert*in für Public Health“ ab.

Abbildung 1: Überblick über den Akademischen Hochschullehrgang Public Health[2]

Die Schwerpunkte des Lehrgangs umfassen Gesundheitsförderung und Prävention für unterschiedliche Zielgruppen und Settings, zielgruppenorientierte Unterstützung des Gesundheitsbewusstseins sowie die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Auch die Vermittlung von methodischen Grundlagen zur Gesundheitsforschung, Gesundheitsstatistik, Epidemiologie, Demographie und Evaluation stehen im Fokus.

Während der Ausbildung zum/zur Public Health-Expert*in erwerben Studierende das Know-how, um eigenständig nach gezielter Bedarfs- und Ressourcenerhebung die Gesundheitskompetenz von einzelnen Personen, Familien, Gemeinden, Organisationen oder (Bildungs-)Institutionen und der Gesamtbevölkerung durch gezielte Schulungs- und Edukationsprogramme zu fördern. Das während ihrer Ausbildung erworbene Know-how befähigt Absolvent*innen für Aufgaben wie:

• Organisation und Koordination von Vorsorgedienstleistungen im Rahmen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention auf kommunaler Ebene, in Schulen, Kindergärten und Betrieben,
• Anwendung unterschiedlicher Beratungskonzepte und Grundsätze professioneller Gesprächsführung und Beratungskommunikation,
• Bedarfsgerechte Planung und Durchführung von Informations-, Schulungs-, Anleitungs-, und Beratungsaufgaben für Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen,
• Zielgruppengerechte Aufbereitung und Verbreitung von Gesundheitsinformationen einschließlich eCounseling und eHealth.

Darüber hinaus erlangen Studierende das Wissen zum epidemiologischen Monitoring und der Datenanalyse. Diese Kompetenzen sind essenzielle Grundbausteine bei der Entwicklung von Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogrammen für unterschiedliche Zielgruppen und Settings. Das während der Ausbildung erworbene Know-how befähigt für Aufgaben wie:

• Recherche und kritische Beurteilung von Forschungsarbeiten zu praxisrelevanten Problemstellungen,
• Mitwirkung bei Datenerhebungs- und Datenauswertungsverfahren auf Basis vermittelter Kenntnisse über qualitative und quantitative Forschungsmethoden und
• selbstständige Erhebungen zum Bedarf an Interventionsformen, zielgruppenspezifische Entwicklung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung sowie Überprüfung ihrer Wirkung.

Der Lehrgang umfasst das folgende Lehrveranstaltungsangebot:

Abbildung 2: Lehrveranstaltungsübersicht Akademischer Hochschullehrgang Public Health[3]

Mit dieser Ausbildung eröffnen sich unterschiedliche Berufsfelder und berufliche Positionen im Gesundheitsbereich. Berufliche Tätigkeitsfelder umfassen etwa Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten, Gesundheitszentren von Gemeinden (Community Health Center), Senior*innen-/ Gemeinde-/Nachbarschaftszentren, Gesundheits- und Beratungseinrichtungen, Sozialmedizinische Zentren und Krankenhäuser, Primärversorgungseinrichtungen, Rehabilitations- und Geriatriezentren, Sozial- und Versicherungsanstalten, Organisationen für Gesundheitsförderung, Forschungsinstitutionen, Ministerien und internationale Organisationen oder Gesundheitspolitische Institutionen (NGOs).

Für den gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege können sich daraus verschiedene berufliche Positionen als Public Health Nurse zur Gesundheitsförderung und Prävention von bestimmten Bevölkerungsgruppen ergeben, etwa als

• Community Health Nurse zur Gesundheitsförderung und Prävention in Regionen, Gemeinden, Bezirken oder Sprengeln,
• Family Health Nurse zur Gesundheitsförderung und Prävention in Familien oder als
• School (Health) Nurse zur Gesundheitsförderung und Prävention in Schulen und Kindergärten.

Das Berufsfeld Public Health ist in Österreich noch im Anfangsstadium. Soziale Kompetenzen genauso wie edukative und konzeptionelle Fähigkeiten sind in diesem Bereich genauso gefragt wie gesundheits- oder pflegewissenschaftliches Know-how. Der Hochschullehrgang umfasst alle nötigen Voraussetzungen, um aktiv die neuen Berufe mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Absolvent*innen können mit ihrer Expertise an der herausfordernden Aufgabe mitwirken, das noch neue Berufsfeld mitaufzubauen und kontinuierlich weiterzuentwickeln – ihnen stehen vielfältige Berufsfelder und Karrierechancen auf nationaler und internationaler Ebene offen.[4]

[1] FH Campus Wien (2024a)

[2] FH Campus Wien (2024b)

[3] FH Campus Wien (2024b)

[4] FH Campus Wien (2024a)