Das Pflegewohnhaus Casa Kagran schreibt seit März 2024 in der Erfolgsstory mit Mitarbeiter*innen aus dem Bereich der Pflege von den Philippinen ein weiteres Kapitel. Es ist ein gelungener Versuch, am Erfolg ähnlicher Projekte aus den 1980er Jahren anzuknüpfen. Casa Leben möchte mit diesem Projekt dem vorherrschenden Fachkräftemangel begegnen – wissend, dass es nur eine von vielen Möglichkeiten in dieser Thematik ist. Casa Kagran darf hier, unterstützt durch die Partner Stadt Wien und FSW Pionierarbeit leisten. Wertvoll ist hierzu die Erfahrung und das Wissen aus der Vergangenheit, auf das zurückgegriffen werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse stellen wir mittels dieses Artikels gerne zur Verfügung. Nicht immer sind es die großen Maßnahmen – oft ermöglichen kleine Schritte, großen Stolpersteinen aus dem Weg zu gehen.
Die Geschichte wiederholt sich
Warum Auswandern, warum Österreich?
Wie Kirnbauer (2010) in Interviews erfahren hat, war in den 1980er Jahren das hauptsächliche Ziel zur Emigration, Geld zu verdienen. Einen nicht unbeträchtlichen Teil des Geldes sendeten fast alle befragten Frauen nach Hause.
Die Motivation und Gründe haben sich seit damals kaum geändert. Alle fünf Mitarbeiterinnen, die seit März 2024 in der Casa Kagran tätig sind, nennen als Hauptbeweggründe, nach Österreich zu emigrieren, die Unterstützung für ihre Familien, die Sicherheit des Landes Österreich sowie ein weit angenehmeres und gesünderes Klima.
Um die Motivation und die Beweggründe besser veranschaulichen zu können, hier eine Gegenüberstellung diverser Daten – Stand Ende Juni 2024:
Österreich | Philippinen | |
Jährliches Durchschnittseinkommen 1 | € 51.531 | € 3.653 |
Sicherheit (Global Peace Index 2024)2 | Platz 3, Score 1.313 | Platz 104, Score 2.21 |
Lebensqualitätsindex Wien/Manila 3 | 200.63 | 56.88 |
1 Länderdaten.info.
2 Vision of Humanity. (2024).
3 Numbeo. (2024).
Ablauf – von Juli 2023 bis heute
Am 07.03.2024 landeten die fünf philippinischen Mitarbeiterinnen am Wiener Flughafen, wo sie vom Team der Casa Kagran begrüßt wurden. Genau acht Monate zuvor wurde das Projekt offiziell gestartet: Am 07.07.2023 unterzeichneten die Wirtschaftskammer Österreich, die Stadt Wien, die philippinische Regierung und das Department of Migrant Workers ein Memorandum of understanding zur Anwerbung philippinischer Pflegekräfte. So wurde der Weg für einen effizienten Ablauf der Anwerbung philippinischer Pflegekräfte geebnet. Bis zur Ankunft in Wien gab es einige Kennenlern-Termine, Videobotschaften, und die Vorstellung von Casa Leben als Arbeitgeberin. Diese Phase nennt sich Preboarding bzw. Vorbereitungsphase und endet am ersten offiziellen Arbeitstag. Mit diesen Maßnahmen ist es gelungen, nicht nur Casa Leben als attraktive Arbeitgeberin zu präsentieren, sondern auch ein Vertrauen zwischen zukünftigen Vorgesetzten und Mitarbeiter*innen zu erzeugen. Neben diesem Kennenlernen waren noch Wohnungen, Dokumente, Abläufe, etc. vorzubereiten.
Herausforderungen und Tipps
Die philippinische Integrationstrainerin Grace Lugert-Jose beschreibt auf ihrer Website Tipps und Herausforderungen für die gelungene Integration internationaler Pflegekräfte. Das Beschriebene deckt sich zu einem großen Anteil mit den Erfahrungen aus dem Pflegewohnhaus Casa Kagran. Wir wollen mit einem strukturierten Onboardingprozess für alle bei uns beginnenden Mitarbeiter*innen eine reibungslose Eingliederung gewährleisten. Wichtig ist die Bereitstellung von Informationen und Schulungen mit dem Ziel, eine langfristige Bindung ans Unternehmen zu gewährleisten. Lugert-Jose beschreibt drei Arten von Tipps: Tipps für organisatorisches Onboarding, für die fachliche Einarbeitung und für die soziale Integration.
Das organisatorische Onboarding
In dieser Phase, die auch Orientierungsphase genannt wird, galt es, den neuen Mitarbeiterinnen Struktur und Informationen zu geben. Es ging uns vor allem darum, dass die Mitarbeiterinnen sich schnell in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden und auch willkommen fühlen. Casa Kagran stellte den Mitarbeiterinnen eine Mentorin zur Verfügung, die besonders zu Beginn intensiv unterstützte und noch Wochen später die primäre Ansprechperson bei Fragen ist. So war diese Mentorin bei der Abholung am Flughafen anwesend und hat den Kolleginnen in den ersten Tagen geholfen, sich in der neuen Umgebung (Infrastruktur) zurechtzufinden. Einkäufe wurden gemeinsam getätigt, es wurde Internet und Weiteres organsiert und auch Themen wie Arztwahl besprochen. Zu Beginn hat ein engmaschiger Austausch zwischen den philippinischen Mitarbeiterinnen und der Mentorin stattgefunden. Dieser half über Anfangshürden hinweg. Vier Monate später gibt es diesen Austausch noch immer – das Intervall wurde mittlerweile auf einmal monatlich ausgedehnt. Struktur und Informationen waren aber auch für folgende Bereiche nötig: Wer ist Casa Leben / welche Dienstleistung bietet die neue Arbeitgeberin / was bedeutet es, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson in Österreich zu sein. Im oben genannten engmaschigen Austausch wurden auch diese Themen bearbeitet.
Die fachliche Einarbeitung
Für die fachliche Einarbeitung steht uns ein detaillierter Onboardingplan zur Verfügung. Dieser wird individuell – je nach Erfahrung der neuen Mitarbeiterinnen – angewendet. So hatten wir eine gute Grundlage, die uns durch die ersten Monate des Dienstverhältnisses leitete.
Die neuen Mitarbeiterinnen wurden schrittweise in den Arbeitsalltag integriert. Nach drei Tagen des Ankommens und Eingewöhnens in Wien betraten sie zum ersten Mal das Pflegewohnhaus. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits einen Zeitplan für 14 Tage erhalten, der nicht nur Dienstformen und -zeiten, sondern auch Ansprechpersonen und Tätigkeiten enthielt. Mit diesem Zeitplan wollten wir wieder auf das Thema Struktur eingehen und Sicherheit vermitteln.
Wir erachteten es als sinnvoll, die Mitarbeiterinnen auf verschiedenen Wohnbereichen einzusetzen. Dadurch konnten sich die Teams auf jeweils eine neue Kollegin konzentrieren und das Onboarding individuell gestalten. Die philippinischen Mitarbeiterinnen brachten unterschiedliche Berufserfahrungen und Deutschkenntnisse mit, weshalb es wichtig ist, flexibel agieren zu können.
Der bereits erwähnte Onboardingplan wurde mit jeder Mitarbeiterin durchgegangen und so entstanden fünf, im zeitlichen Ablauf unterschiedliche, Einschulungspläne.
Die soziale Integration
Mehrere philippinische Mitarbeiterinnen gleichzeitig einzustellen, war eine wichtige und strategisch richtige Überlegung.
Die Mitarbeiterinnen haben sich zwar erst bei der Einreise nach Österreich kennengelernt, aber die gleiche Herkunft und Sprache schafften Vertrauen und Verbundenheit, die gerade in den ersten Monaten allen geholfen hat. Sie lernen gemeinsam ihre neue Heimat, aber auch Abläufe und Prozesse kennen und können sich in diesem Lernen unterstützen.
Als sehr ideal erwies sich die philippinische Community in Wien, die bereits in den ersten Wochen den Kontakt suchte. Vertraute Sprache zu hören bzw. sich mit Menschen zu umgeben, die in den 80er Jahren in der gleichen Situation sich befanden, schafft Verbundenheit und lindert so manchen Stolperstein, der sich Heimweh nennt.
Welche Empfehlung und Learnings möchten wir mitgeben?
Nächste Kapitel in der Erfolgsstory
Nach nur einem halben Jahr können wir sagen, dass dieses Projekt eine Erfolgsstory geworden ist. Das Rekrutieren von internationalen Mitarbeiter*innen und vor allem philippinischen Pflegekräften wird uns in den nächsten Jahren weiter begleiten. Als Arbeitgeberin Casa Leben sind wir uns unserer sozialen Verantwortung absolut bewusst. Wir wissen, dass es unterschiedliche Maßnahmen braucht und noch weiter brauchen wird, um dem Fachkräftemangel in Österreich zu begegnen.
Es ist wichtig, vorab Chancen und Herausforderungen zu kennen, um einen reibungslosen Ablauf organisieren zu können. Wir warten gespannt und freuen uns auf die Ankunft der nächsten Mitarbeiter*innen.
Literaturverzeichnis:
Kirnbauer, B. (2010). Die Migration philippinischer KrankenpflegerInnen nach Österreich ab den 1970er Jahren. Diplomarbeit. Wien.
Lugert-Jose, G. Einarbeitung und Integration ausländischer Pflegekräfte. Abgerufen am 23.07.2024 von https://gracelugert.com/einarbeitung-integration-auslaendischer-pflegefachkraefte/
Länderdaten.info. Ländervergleich Österreich Philippinen. Abgerufen am 22.07.2024 von https://www.laenderdaten.info/laendervergleich.php?country1=AUT&country2=PHL
Vision of Humanity. (2024). Global Peace Index. Abgerufen am 22.07.2024 von https://www.visionofhumanity.org/maps/#/
Numbeo. (2024). Quality of Life Comparison between Vienna and Manila. Abgerufen am 22.07.2024 von https://www.numbeo.com/quality-of-life/compare_cities.jsp?country1=Austria&country2=Philippines&city1=Vienna&city2=Manila
GuKG – Gesundheits- und Krankenpflegegesetz.§34 Fortbildung bei Ausbildung im Ausland.
Profil der Autorinnen:
Maria Glawogger: Hausleitung Pflegewohnhaus Casa Kagran und Casa Sonnwendviertel. Stark im Prozess der Anwerbung und Integration der philippinischen Pflegekräfte involviert.
Magdalena Fuchs: Marketing Casa Leben. Verantwortlich für die Literaturrecherche.
Mit unserem Newsletter informieren wir Sie
1x monatlich über Aktuelles, Neues und Wissenswertes aus dem Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich.
Cookie | Dauer | Beschreibung |
---|---|---|
_ga | 2 years | The _ga cookie, installed by Google Analytics, calculates visitor, session and campaign data and also keeps track of site usage for the site's analytics report. The cookie stores information anonymously and assigns a randomly generated number to recognize unique visitors. |
_ga_8L3SGDD488 | 2 years | This cookie is installed by Google Analytics. |