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Entlastung in der Pflege durch KI? Chancen und Herausforderungen auf dem Prüfstand

Künstliche Intelligenz (KI) zeigt seit einigen Jahren das Potenzial, viele Bereiche des Lebens nachhaltig zu verändern, darunter auch das Gesundheitswesen und die Pflege. Die Hoffnung besteht, durch den Einsatz von KI Arbeitsprozesse effizienter gestalten und die Pflegenden von Routineaufgaben entlasten zu können. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels, der den Pflegesektor stark betrifft, wird die Implementierung digitaler Technologien und KI als mögliche Lösung gesehen, um die Qualität der Pflege zu verbessern und die Arbeitslast zu reduzieren. Doch die Realität zeigt, dass diese Technologien oft hinter den Erwartungen zurückbleiben. Insbesondere in der Pflege, einem Bereich, in dem zwischenmenschliche Interaktionen und emotionale Intelligenz eine zentrale Rolle spielen, stellt sich die Frage, wie und wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann – und wo sie bisher versagt.

Gute Aussichten in der Pflege dank Digitalisierung und KI

Durch KI können bereits heute Pflegende über alle Settings hinweg in verschiedenen Bereichen entlastet werden. Besonders in der Dokumentation und Administration erweist sich der Einsatz von KI als vielversprechend. Systeme zur digitalen Pflegedokumentation bieten eine klare Erleichterung, indem sie Informationen effizient erfassen und verarbeiten. Zudem können mobile Endgeräte und Spracherkennungstechnologien den Dokumentationsaufwand erheblich reduzieren (Dassel et al. 2024). Erste Systeme, die auf maschinellem Lernen basieren, unterstützen Pflegekräfte dabei, den Zustand von Patient:innen schneller zu erfassen und zu bewerten, etwa durch Analyse von Vitaldaten oder durch prädiktive Algorithmen, die gesundheitliche Risiken frühzeitig erkennen (Lutze et al. 2021).

Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Nutzung von KI ist die Automatisierung bestimmter Prozesse wie Terminplanung oder Medikamentenmanagement. Eine Literaturanalyse des Instituts für Innovation und Technik (iit) zeigt, dass durch KI-basierte Tools eine deutliche, zeitliche Entlastung des Pflegepersonals beobachtet werden kann. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt der breite Einsatz von KI in der Pflege noch ausbaufähig und in vielen Bereichen hinter den Erwartungen zurück.

Herausforderungen auf dem Weg der Transformation

Das liegt zum einen an den strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen: Pflegeeinrichtungen sind oftmals weder mit der notwendigen Hardware wie bspw. Mobiltelefonen ausgestattet noch verfügen sie über WLAN-Zugang. Ein weiteres Problem liegt in der oft unzureichenden Interoperabilität der Systeme: Die Vielfalt der eingesetzten Technologien und die mangelnde Kompatibilität erschweren eine nahtlose Integration in den Pflegealltag. Zudem haben viele Pflegeeinrichtungen nicht die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen, um die Implementierung und Schulung für neue Technologien effektiv durchzuführen (Dassel et al. 2024).

Die Akzeptanz des Pflegepersonals gegenüber dem Einsatz von KI im Arbeitsalltag ist eine weitere Hürde. Dies hängt häufig mit Ängsten und Sorgen der Beschäftigten hinsichtlich Arbeitsplatzverlust, Überwachung und Datenschutz zusammen. Besonders bei der direkten pflegerischen Versorgung, wie der Unterstützung bei Mobilisation oder Kommunikation mit Pflegebedürftigen, ist die Verlässlichkeit der Lösungen von höchster Bedeutung. Wenn hier Systeme, etwa bei KI-gestützter Spracherkennung von Akzenten, noch hohe Fehlerraten aufweisen, führt das zu zusätzlicher Unsicherheit bei Anwender:innen (Dassel et al. 2024, Lutze et al. 2021).

 

KI in der Pflege zwischen Erwartungen und Realität

Zusätzlich zu den verschiedenen Hürden sind viele Erwartungen an Entlastung durch KI in der Pflege oft höher als die Entlastung in der Praxis realisierbar. Der Nutzen von KI lässt sich aufgrund einer unzureichenden empirischen Datenlage bisher nur schwer beziffern. Viele der potenziellen Vorteile von KI in der Pflege, wie Zeitersparnis oder Qualitätssteigerungen, sind noch nicht ausreichend durch Langzeitstudien belegt. Zwar gibt es erste, vieldiskutierte Hinweise, dass der Einsatz von KI mit Zeitersparnissen einhergeht; dass diese Zeitersparnis auch wirklich zu Entlastung führt und nicht durch nachrückende Aufgaben aufgezehrt wird, kann bisher nicht belegt werden. Die wenigen existierenden Studien konzentrieren sich oft auf sehr spezifische Anwendungsfälle, sodass es schwierig ist, generalisierbare Aussagen über den tatsächlichen Nutzen von KI in der Pflege zu treffen.

Der Hype um die Potenziale von (generativer) KI lässt hoffen, dass KI-Systeme in der Lage sein könnten, komplexe pflegerische Prozesse vollständig zu unterstützen. Insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich wird KI jedoch voraussichtlich nicht das ersetzen können, was Pflegekräfte mit ihrer Erfahrung, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Intuition bieten. Während einige Systeme zwar schon Unterstützung im Pflegeprozess bieten, bleibt die Vorstellung, dass KI Pflegefachpersonen auch auf emotionaler und psychischer Ebene entlastet, bisher eine Zukunftsvision.

Zudem fehlt es an klaren Regulierungen und Standards, die sicherstellen, dass der Einsatz von KI sowohl ethischen als auch rechtlichen Anforderungen entspricht. Themen wie Datenschutz und die Frage, wer letztlich die Verantwortung trägt, wenn ein KI-System Fehler macht, sind bisher nicht ausreichend geklärt (Lutze et al. 2021). Zwar ergeben sich mit Inkrafttreten der KI-Verordnung konkrete Anforderungen an das Inverkehrbringen der KI: So gilt für Hochrisikobereiche wie die Pflege, dass Beschäftigte in der Lage sein müssen, das technische System zu überwachen und steuernd einzugreifen. Trotzdem steht die Umsetzung dieser Vorgaben in konkrete technische sowie organisatorische Spezifikationen und Maßnahmen noch am Anfang.

Künstliche Intelligenz (KI) zeigt seit einigen Jahren das Potenzial, viele Bereiche des Lebens nachhaltig zu verändern, darunter auch das Gesundheitswesen und die Pflege. Die Hoffnung besteht, durch den Einsatz von KI Arbeitsprozesse effizienter gestalten und die Pflegenden von Routineaufgaben entlasten zu können. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels, der den Pflegesektor stark betrifft, wird die Implementierung digitaler Technologien und KI als mögliche Lösung gesehen, um die Qualität der Pflege zu verbessern und die Arbeitslast zu reduzieren. Doch die Realität zeigt, dass diese Technologien oft hinter den Erwartungen zurückbleiben. Insbesondere in der Pflege, einem Bereich, in dem zwischenmenschliche Interaktionen und emotionale Intelligenz eine zentrale Rolle spielen, stellt sich die Frage, wie und wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann – und wo sie bisher versagt.

Gute Aussichten in der Pflege dank Digitalisierung und KI

Durch KI können bereits heute Pflegende über alle Settings hinweg in verschiedenen Bereichen entlastet werden. Besonders in der Dokumentation und Administration erweist sich der Einsatz von KI als vielversprechend. Systeme zur digitalen Pflegedokumentation bieten eine klare Erleichterung, indem sie Informationen effizient erfassen und verarbeiten. Zudem können mobile Endgeräte und Spracherkennungstechnologien den Dokumentationsaufwand erheblich reduzieren (Dassel et al. 2024). Erste Systeme, die auf maschinellem Lernen basieren, unterstützen Pflegekräfte dabei, den Zustand von Patient:innen schneller zu erfassen und zu bewerten, etwa durch Analyse von Vitaldaten oder durch prädiktive Algorithmen, die gesundheitliche Risiken frühzeitig erkennen (Lutze et al. 2021).

Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Nutzung von KI ist die Automatisierung bestimmter Prozesse wie Terminplanung oder Medikamentenmanagement. Eine Literaturanalyse des Instituts für Innovation und Technik (iit) zeigt, dass durch KI-basierte Tools eine deutliche, zeitliche Entlastung des Pflegepersonals beobachtet werden kann. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt der breite Einsatz von KI in der Pflege noch ausbaufähig und in vielen Bereichen hinter den Erwartungen zurück.

Herausforderungen auf dem Weg der Transformation

Das liegt zum einen an den strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen: Pflegeeinrichtungen sind oftmals weder mit der notwendigen Hardware wie bspw. Mobiltelefonen ausgestattet noch verfügen sie über WLAN-Zugang. Ein weiteres Problem liegt in der oft unzureichenden Interoperabilität der Systeme: Die Vielfalt der eingesetzten Technologien und die mangelnde Kompatibilität erschweren eine nahtlose Integration in den Pflegealltag. Zudem haben viele Pflegeeinrichtungen nicht die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen, um die Implementierung und Schulung für neue Technologien effektiv durchzuführen (Dassel et al. 2024).

Die Akzeptanz des Pflegepersonals gegenüber dem Einsatz von KI im Arbeitsalltag ist eine weitere Hürde. Dies hängt häufig mit Ängsten und Sorgen der Beschäftigten hinsichtlich Arbeitsplatzverlust, Überwachung und Datenschutz zusammen. Besonders bei der direkten pflegerischen Versorgung, wie der Unterstützung bei Mobilisation oder Kommunikation mit Pflegebedürftigen, ist die Verlässlichkeit der Lösungen von höchster Bedeutung. Wenn hier Systeme, etwa bei KI-gestützter Spracherkennung von Akzenten, noch hohe Fehlerraten aufweisen, führt das zu zusätzlicher Unsicherheit bei Anwender:innen (Dassel et al. 2024, Lutze et al. 2021).

 

KI in der Pflege zwischen Erwartungen und Realität

Zusätzlich zu den verschiedenen Hürden sind viele Erwartungen an Entlastung durch KI in der Pflege oft höher als die Entlastung in der Praxis realisierbar. Der Nutzen von KI lässt sich aufgrund einer unzureichenden empirischen Datenlage bisher nur schwer beziffern. Viele der potenziellen Vorteile von KI in der Pflege, wie Zeitersparnis oder Qualitätssteigerungen, sind noch nicht ausreichend durch Langzeitstudien belegt. Zwar gibt es erste, vieldiskutierte Hinweise, dass der Einsatz von KI mit Zeitersparnissen einhergeht; dass diese Zeitersparnis auch wirklich zu Entlastung führt und nicht durch nachrückende Aufgaben aufgezehrt wird, kann bisher nicht belegt werden. Die wenigen existierenden Studien konzentrieren sich oft auf sehr spezifische Anwendungsfälle, sodass es schwierig ist, generalisierbare Aussagen über den tatsächlichen Nutzen von KI in der Pflege zu treffen.

Der Hype um die Potenziale von (generativer) KI lässt hoffen, dass KI-Systeme in der Lage sein könnten, komplexe pflegerische Prozesse vollständig zu unterstützen. Insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich wird KI jedoch voraussichtlich nicht das ersetzen können, was Pflegekräfte mit ihrer Erfahrung, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrer Intuition bieten. Während einige Systeme zwar schon Unterstützung im Pflegeprozess bieten, bleibt die Vorstellung, dass KI Pflegefachpersonen auch auf emotionaler und psychischer Ebene entlastet, bisher eine Zukunftsvision.

Zudem fehlt es an klaren Regulierungen und Standards, die sicherstellen, dass der Einsatz von KI sowohl ethischen als auch rechtlichen Anforderungen entspricht. Themen wie Datenschutz und die Frage, wer letztlich die Verantwortung trägt, wenn ein KI-System Fehler macht, sind bisher nicht ausreichend geklärt (Lutze et al. 2021). Zwar ergeben sich mit Inkrafttreten der KI-Verordnung konkrete Anforderungen an das Inverkehrbringen der KI: So gilt für Hochrisikobereiche wie die Pflege, dass Beschäftigte in der Lage sein müssen, das technische System zu überwachen und steuernd einzugreifen. Trotzdem steht die Umsetzung dieser Vorgaben in konkrete technische sowie organisatorische Spezifikationen und Maßnahmen noch am Anfang.

Deutsches Forschungsprojekt KI-Cockpit testet KI in der Pflege mit der Caritas

Partner aus Wissenschaft und Praxis arbeiten hier zusammen an der Frage, wie Beschäftigte Künstliche Intelligenz bei ihrer täglichen Arbeit souverän einsetzen, verstehen und kontrollieren können. Das KI-Cockpit soll dafür sorgen, dass die Pflegekräfte die KI-Entscheidungen nachvollziehen und bei Bedarf manuell eingreifen können.

Konkret wird mit der Caritas Dortmund in einem Altenpflegeheim ein digitales und interaktives Dashboard zur Anzeige und zum Austausch von Informationen entwickelt. Über ein Messenger-System werden (Sprach-)Nachrichten an dieses Dashboard gespielt, die über aktuelle Ereignisse (z. B. Krankenhauseinweisung, Unfall) informieren. Diese Informationen müssen von den Pflegekräften nicht mehr in Dokumenten verschriftlicht und übertragen werden, sondern können schnell mobil eingegeben und mit dem Pflegepersonal geteilt werden. Das Dashboard soll zudem eine Übersicht über anstehende und erledigte Aufgaben geben. Dabei steht die Partizipation der Pflegekräfte bei den Änderungsprozessen im Mittelpunkt: Erfahrungen werden intensiv mit einer Gruppe von Pflegekräften ausgetauscht und das Personal geschult, um Sorgen vor Überwachung oder Arbeitsplatzverlust zu nehmen und die Vertrauenswürdigkeit und Akzeptanz von KI-Technologien zu steigern.

Das Forschungsprojekt KI-Cockpit demonstriert damit eine technische Umsetzung der Anforderungen der europäischen KI-Verordnung. Die Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) fördert das Projekt mit rund 3,5 Millionen Euro.

Perspektiven für eine zukunftsweisende Pflege

KI eröffnet zwar Chancen für die Pflege, allerdings warten auch einige Herausforderungen in der Umsetzung. Während neue Anwendungen helfen können, administrative und Dokumentationsaufgaben zu erleichtern und damit Pflegekräfte von zeitaufwendigen Routinetätigkeiten zu entlasten, sind die Erwartungen an ihren breiten Einsatz oft höher als die derzeitige Realität. Neben einigen ethischen und rechtlichen ungeklärten Fragen wird die Integration von KI-Technologien durch strukturelle, finanzielle und technologische Hürden sowie durch Vorbehalte des Pflegepersonals erschwert. Die Einbeziehung des Personals in die Veränderungsprozesse sowie Schulungen, insbesondere der älteren Beschäftigten, sind daher zentral. Trotz dieser Herausforderungen kann KI in der Zukunft eine wertvolle Unterstützung bieten, sofern die menschliche Kontrolle und die zwischenmenschliche Fürsorge weiterhin im Mittelpunkt der Pflege stehen.

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Zur Person

Faten Saleh

Wissenschaftliche Beraterin

Arbeits- und Zukunftsforschung

Institut für Innovation und Technik (iit), Berlin

Kontakt: saleh@iit-berlin.de

Dr. Katharina Dassel

Wissenschaftliche Beraterin

Digitalisierung in Gesundheit und Pflege

Institut für Innovation und Technik (iit), Berlin

Kontakt: dassel@iit-berlin.de

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