Humor spielt in der Betreuung demenziell erkrankter Menschen eine wichtige Rolle. Damit die Humor-Interventionen den gewünschten Erfolg haben, bedarf es allerdings großer Umsicht. Im dritten Teil meiner Beitragsserie geht es um die Frage, wie man, ausgehend von den Erfahrungen der Praxis, zu einem speziellen Humor-Standard gelangen kann. Ethik-Kodizes für den Humor-Einsatz in therapeutischen Kontexten gibt es zwar schon. Ein Humor-Standard speziell für die Begleitung demenziell veränderter Menschen hätte aber eine Reihe von Vorteilen. Er wäre konkreter als die existierenden Standards, und er wäre genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten.
Humor ist aus der Arbeit mit demenziell veränderten Menschen nicht wegzudenken. Humor ist nicht nur ein Randphänomen oder eine Begleiterscheinung. In einem modernen, ressourcenorien-tierten Betreuungsansatz kommt Humor ein zentraler Stellenwert zu. „Das Herz wird nicht dement“, schreiben Baer und Schotte-Lange (2013). Zu den Bedürfnissen des Herzens gehört auch der Wunsch, mit anderen Menschen zu lachen und zu scherzen. Indem die Betreuungskräfte mit den Bewohner*innen in einen humorvollen Austausch eintreten, tragen sie diesem Bedürfnis Rechnung. Sie schaffen wertvolle Momente des Glücklichseins und des Heilseins.
So wichtig Humor für die Demenzbegleitung ist, so wenig lässt er sich standardisieren. Humor lebt von Spontaneität und Kreativität. Er impliziert die Fähigkeit, mit stets neuen Situationen und ganz unterschiedlichen Personen zurecht zu kommen. Dennoch ist es meines Erachtens sinnvoll, über die Formulierung von Humor-Standards, Regeln und Richtlinien nachzudenken. Dies nicht im Sinne von Standardlösungen oder Patentrezepten, die die Betreuenden bloß noch zu befolgen bräuchten. Ein Humor-Standard für die Demenzbegleitung kann sinnvollerweise nur eine Reflexionshilfe und eine Quelle für Anregungen sein. Die Arbeit an einem solchen Standard hätte aber den Vorteil, Diskussionsprozesse in Gang zu bringen und dem Thema Humor den Stellenwert zu geben, den es verdient.
Mit den Teilnehmenden eines meiner Kurse habe ich den folgenden Entwurf erarbeitet, bestehend aus zehn Leitlinien (es handelt sich dabei selbstverständlich nur um eine Variante von vielen denkbaren Varianten):
Soweit ein Entwurf für einen möglichen Humor-Standard. Verglichen mit bereits existierenden Standards – etwa dem Ethik-Kodex der Initiative HumorCare e.V. – ist der vorgeschlagene Text sehr viel konkreter. Um ein entsprechendes Dokument in verbindlicher Weise zu verabschieden, wäre eine größere Initiative in Form einer konzertierten Aktion von Wissenschaft und Praxis erforderlich. Die Arbeit an einem solchen Humor-Standard könnte dazu beitragen, dem Thema die Aufmerksamkeit zu geben, die es verdient.
In den Pflegeeinrichtungen der Vergangenheit stand man vor der Frage: Humor ja oder nein. Heute stellt sich diese Frage nicht mehr. Sie ist bereits zugunsten des Humors entschieden. Die Herausforderung besteht nun darin, den Humor in einer achtsamen und reflektierten Weise zum Einsatz zu bringen.
Baer, U. und Schotte-Lange, G. (2013). Das Herz wird nicht dement. Rat für Pflegende und Angehörige. Belz, Weinheim.
Gutmann, J. (2008). Humor in der psychiatrischen Pflege. Hogrefe, Bern.
Herberg, M. (2021). Demenz und die Heilkraft des Humors. Eine ethnographische Untersuchung auf einer Demenzstation (in Vorbereitung).
Dr. Martin Herberg, Dipl.-Soz.
Soziologe und Pflegewissenschaftler. Neben
seiner Tätigkeit als Demenzbegleiter nach § 43 b SGB arbeitet er
als Dozent am AWO Bildungscampus Lauenburg, Schleswig-Holstein, Deutschland.
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