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Nicole Stimpfl
Proud to be a Nurse
Berufsstolz in der Pflege

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Was ist Berufsstolz?

Es gibt derzeit keine allgemein akzeptierte Definition von Berufsstolz. Als Stolz wird das Gefühl von Zufriedenheit mit sich selbst beschrieben. Stolz kann in verschiedenen Aspekten auftreten. Durch Berufsstolz entsteht eine Haltung, die mit einer Überzeugung und damit verbundenen Emotionen einhergeht (Quernheim, 2022)

„Berufsstolz umfasst das Gefühl starker Selbstachtung, verbunden mit der öffentlichen Anerkennung der Pflegetätigkeit. Besonders stolz sind Berufsangehörige, wenn die Bevölkerung mit Achtung auf ihren Beruf oder auf die Einrichtung, in der sie arbeiten, blickt. Stolz lässt sich nicht anerziehen, sondern setzt Wissen und Bildung voraus“ (Quernheim & Zegelin, 2021, Pos. 698). Im Gegensatz zum angloamerikanischen und skandinavischen Raum ist der Berufsstolz in Österreich wenig ausgeprägt. Vermutlich ist die vorangegangene Akademisierung und die Abgrenzung zu Hilfskräften eine Treibkraft für Berufsstolz (Burnesh & Gordon, 2006). Auch ist die fehlende Organisation von Pflegepersonen und dem daraus resultierenden Notstand ein Symptom des fehlenden Stolzes (Zegelin, 2021).

Unser Berufsstand hätte jeglichen Grund zum Stolz, denn als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen leistet das Pflegepersonal den höchsten Anteil an direkter Versorgung von erkrankten und/oder pflegebedürftigen Personen. Pflege ist ein vielfältiges Arbeitsfeld, das alle Phasen des Lebens und verschiedene Settings bedient und eine hohe fachliche sowie soziale Kompetenz erfordert.  Als größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem ist die Pflege wegweisend für die Zukunft (Pfabigan & Rappold, 2021).

Der Stolz über unsere Profession zeigt sich über die Geschichten, die wir erzählen. Nicht die Geschichten über die Arbeitsbedingungen und schockierende Einzelheiten aus dem Berufsalltag, sondern diese über Erfolgserlebnisse. Es ist ein Problem unseren Berufstandes, dass viele Aspekte von unserer Arbeit unsichtbar bleiben, wie zum Beispiel das Wahrnehmen von Details, die Koordination verschiedener Abläufe, Wahren von Ruhe und Ausstrahlen von Sicherheit sowie Empathie (Quernheim & Zegelin, 2021).

Wie kann man den Berufsstolz stärken?

Pflegepersonen sind gefordert effektiv mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren und über die pflegerische Arbeit aufzuklären. Jede Pflegeperson kommuniziert über ihren Berufsstand, sei es in der interdisziplinären Zusammenarbeit, in der Arbeit mit Patientinnen und Patienten oder im privaten Umfeld. Hier ist jede und jeder persönlich gefragt ein positives Bild der Pflege zu schaffen. Dies gelingt mit dem Erzählen von Erfolgsgeschichten im beruflichen Setting. Am besten bereiten Sie ein Szenario vor, in dem Sie Ihre pflegerische Arbeit beschreiben und auf informative Details achten, damit auch Laien einen Eindruck von der komplexen Arbeit bekommen können (Buresh &Gordon, 2021). Erfolgsgeschichten rufen positive Bilder und Assoziationen bezüglich unseres Berufsstandes hervor, somit steigt auch die Attraktivität des Berufes. Zusätzlich steht jede Pflegeerson und die Berufsverbände in der Pflicht über ihren Aufgabenbereich aufzuklären (Quernheim, 2021).

Statt der bekannten negativen Haltung in der Berufsgruppe und des gegenseitigen schlechten Umgangstones innerhalb unseres Berufsstandes, sollte gemeinsam an einem Strang gezogen werden. Dies kann im beruflichen Alltag durch gegenseitige Wertschätzung geschehen (Buresh & Gordon). Jede einzelne Pflegeperson ist dabei gefragt, mitzuwirken.

Zudem sollten professionell Pflegende ihre Haltung, dass jemand anderes wird für sie einstehen wird, ablegen und selbst politisch aktiv werden.Nur, wenn sich Pflegende in die Politik miteinbringen können sie bei politischen Entscheidungen miteinbezogen werden.

Auch den Transfer von pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis gilt es zu unterstützen, da diese entscheidend für die weitere Entwicklung der Pflege sind. Schon Florence Nightingale schrieb: „Pflege ist Wissenschaft und Kunst.“ Das Vorurteil, dass Personen, die in der Forschung tätig sind, nicht praktisch arbeiten können, sollte abgelegtund akademisch ausgebildete Expertinnen und Experten sollten im pflegerischen Alltag integriert werden, zum Beispiel als Advance PracticeNurse (Pfabigan & Rappold, 2021).

Denn es gilt: „Wenn wir die Pflege nicht benennen können, können wir sie auch nicht praktizieren, kontrollieren, finanzieren, lehren und beforschen oder in berufspolitische Forderungen und Richtlinien umsetzen.“ ( Clark, 2004). Dann können wir mit Stolz sagen: „I‘m proud to be a nurse!“

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Literatur

Buresh, B., Gordon, S. (2006). Der Pflege eine Stimme geben. Was Pflege wie öffentlich kommunizieren müssen. Hans Huber Verlag.

Göbel, R.(2012).  Professionalisierung der Pflege (3. Auflage), GRIN Verlag.

Clark, J. (2004). Naming Nursing. Hans Huber Verlag.

Quernheim, G. (2021). Pflege-Stolz im Job. Heilberufe.

Quernheim, G. (2022). Berufsstolz ist erlernbar. Pflege Professionell, Aufgerufen am 27.8.2022 unter: https://pflege-professionell.at/berufsstolz-ist-lernbar

Quernheim, G., Zegelin, A. (2021). Berufsstolz in der Pflege. Ein Mutmachbuch (2. Auflage), Hogrefe Verlag.

Pfabigan, D., Rappold, E. (2021). Pflegeberufe: vielseitig, interessant und anspruchsvoll. In: Sailer G. (Hrsg.) Pflege im Fokus. Springer Verlag.

Zegelin, A. (2021). Pflegende brauchen Berufsstolz. Pflegenetz Magazin, Aufgerufen am 01.02.2021

Zur Person

Nicole Stimpfl, BSc

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin an den Tirol Kliniken

Akademische Expertin für Intensivpflege und Pflege für Nierenersatztherapie

Stellvertretende Vorsitzende der ARGE Junge Pflege in Tirol und Vorstandsmitglied der BAG Junge Pflege des ÖGKV

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