Die Vorteile einer Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege auf Hochschulniveau hinsichtlich eines positiven Patient*innenoutcomes sind international erforscht (Aiken et al., 2014). Sonderausbildungen in setting- und zielgruppenspezifischen Spezialbereichen in der Gesundheits- und Krankenpflege sind in Österreich rechtlich gemäß GuKG §17 idgF vorgesehen und stehen laut Whitehead et al. (2019) mit verbesserten Patient*innenoutcome, reduzierter Patient*innenmortalität und höherer Patient*innenzufriedenheit in Verbindung. Ein Akademischer Hochschullehrgang bietet eine wertvolle Möglichkeit, die Pflegeexpertise in einem Spezialbereich zu vertiefen und sich so gezielt in einem Sonderbereich weiterzuentwickeln.

Die beiden akademischen Hochschullehrgänge „Kinder- und Jugendlichenpflege“ und „Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege“ an der FH Campus Wien in Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund sind auf die Bedürfnisse berufstätiger Pflegepersonen zugeschnitten. Beide Akademischen Hochschullehrgänge umfassen drei Semester, starten zweimal jährlich (Sommer- und Wintersemester) mit je 20 Studienplätzen und werden mit der Bezeichnung „Akademische*r Expert*in“ abgeschlossen. Die Studieninhalte sind mit insgesamt 75 ECTS strukturiert, davon entfallen 42 ECTS auf Fachtheorie und 33 ECTS auf Praxislernphasen, die so gestaltet sind, dass die Teilnehmer*innen diese selbst organisieren, und bereits absolvierte, beurteilte Praxislernphasen im begrenzten Rahmen angerechnet werden können.

Die Akademischen Hochschullehrgänge Kinder- und Jugendlichenpflege und Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege sind für Mitarbeiter*innen des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) im Dienstverhältnis zu absolvieren – vorausgesetzt, die entsendende Dienststelle übernimmt die Kosten. Doch auch externe Interessent*innen und Selbstzahler*innen sind nach Maßgabe freier Plätze willkommen (FH Campus Wien, 2024a; FH Campus Wien, 2024b).

Voraussetzung für die Zulassung zu einem der beiden Akademischen Hochschullehrgänge ist entweder ein Bachelorabschluss mit Berufsbefähigung in der Gesundheits- und Krankenpflege oder ein Diplom für den gehobenen Dienst in diesem Bereich. Sofern keine allgemeine Universitätsreife (z. B. Reifezeugnis oder Studienberechtigungsprüfung) nachgewiesen werden kann, müssen Zusatzprüfungen wie z. B. in Englisch (B2) nachgewiesen werden und ein kostenfreies Propädeutikum zur Kompensation der wissenschaftlichen Anteile im Selbststudium absolviert werden. Ein persönliches Aufnahmegespräch gibt Bewerber*innen Gelegenheit, ihre Ziele und Motivation zu präsentieren.

Der Akademische Hochschullehrgang Kinder- und Jugendlichenpflege fokussiert die besonders vulnerable Personengruppe der Kinder und Jugendlichen, die ein erhöhtes Schutzbedürfnis und, den aktuellen Gesundheitserfordernissen im Kontext des Entwicklungsstandes und den daraus resultierenden pflegerischen Ansprüchen, bedürfen. Neben der Rücksichtnahme auf diese Anforderungen in der Begleitung junger Menschen, ist das Schaffen einer tragfähigen Beziehung in der pflegerischen Arbeit mit Familien ein wesentlicher Baustein in der Ausbildung. Dem Akademischen Hochschullehrgang liegt deshalb das Pflegeverständnis der familienorientierten Pflege zugrunde. Das Studium bietet praxisnahe Inhalte wie Kinaesthetics-Infant-Handling und Basale Stimulation® in der Pflege mit dem Fokus auf das Kind und den Jugendlichen. Zudem stehen Wahlmodule zur Verfügung, und eine Anrechnung auf Weiterbildung zu „IMC Kinder- und Jugendlichenpflege“ ist im Rahmen des Studiums möglich.

Der Akademische Hochschullehrgang Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege befähigt Pflegepersonen im gehobenen Dienst neurologisch, psychisch und mental beeinträchtige Menschen in allen Lebensaltern und in unterschiedlichen Lebenslagen pflegerisch zu betreuen, zu begleiten und zu beraten. Neben dem beruflichen Rollenverständnis und der eigenen Psychohygiene reflektieren sich die Absolvent*innen in Bezug auf das sich Einlassen und Befähigen und können sich damit im professionellen Setting der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege abgrenzen. Zudem tragen sie zur gesellschaftlichen Entstigmatisierung von psychischer Krankheit sowohl auf individueller wie auch Bevölkerungsebene bei. In diesem Akademischen Hochschullehrgang wird wissenschaftliche Kompetenz im Spezialbereich der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege mit besonderem Fokus auf die zentralen Konzepte in der psychiatrischen Pflege wie Empowerment, Recovery, soziale Inklusion, Coaching und Motivational Interviewing gelegt und nötige Kompetenzen der akuten Krisenbewältigung und Deeskalation erworben. Ziel ist die soziale Einbindung, Milderung von Krankheitssymptomen und persönliche Entwicklung im Umgang mit der psychischen Krankheit.

Beide akademischen Hochschullehrgänge entsprechen den Richtlinien der Marke Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband Pflegefortbildungspunkte (ÖGKV PFP®) und bieten eine ideale Möglichkeit, sich als diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger*in in hochspezialisierten Bereichen weiterzubilden – praxisnah, berufsbegleitend und zukunftsorientiert. Den Absolvent*innen stehen vielfältige Berufsfelder und Karrierechancen offen und sie können in unterschiedlichen Settings im intra- wie extramuralen Berufsfeld arbeiten.

Die FH Campus Wien ist die größte Fachhochschule für Pflege- und Gesundheitswissenschaften in Österreich. Alle Lehrenden verfügen dank langjähriger Erfahrung in berufsfeld-relevanten Strukturen über ausgewiesene Expertise und Anerkennung im speziellen Berufsfeld, ebenso zeichnen sie sich zu einem hohen Ausmaß durch formelle wissenschaftliche und pflegepädagogische Qualifikationen aus. In den Praxislernphasen erwerben Absolvent*innen der akademischen Hochschullehrgänge umfassendes praktisches Wissen in den Spezialbereichen. Absolvent*innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung in der Gesundheits- und Krankenpflege und schaffen neue Karrierewege, die sowohl den persönlichen als auch den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden können.