„Ich nehm‘ dich gleich mit“, sagt die Stationsleitung zur Praktikantin am ersten Tag und geht mit ihr in das angrenzende Bettenzimmer. „Sabine“, sagt sie bestimmt, „die neue Praktikantin ist da. Um 09:30 Uhr kommt die zweite.“ Kollegin Sabine schaut irritiert. Wir sind auf einer Theaterbühne und mitten in einem Forumtheaterstück zum Thema „Arbeit in der professionellen Pflege im Krankenhaus“. Die Aufführung findet im Spektakel, einem kleinen Theater in Wien, statt. Alle Plätze im Publikum sind besetzt. Zehn Monate lang wurde geplant und zuletzt vor allem geprobt. Angeleitet durch das Theater der Unterdrückten Wien entwickelte eine kleine Gruppe von Schauspieler*innen, die teilweise selbst in der Pflege arbeiten oder gearbeitet haben, ein Theaterstück, das als Grundlage dazu dient, mit dem Publikum gemeinsam zur Frage „Wie kann die Situation für alle nachhaltig besser gestaltet werden?“ zu forschen und auf der Bühne verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren.
„Act for Care!“ schließt an die Arbeit „Who cares?“ an, ein Stück des Theaters der Unterdrückten Wien zum Thema Pflege von Angehörigen zuhause, das seit 2017 über 30 Mal aufgeführt wurde. „Act for Care!“ verlegt den Blick auf die Arbeit der professionellen Pflege im Krankenhaus. Da es sich um Forumtheater handelt, stellt das Theaterstück herausfordernde Situationen dar, in denen Ungerechtigkeiten vorkommen. Das Stück ist, wie jedes Forumtheaterstück, kompakter als bei anderen Theaterformen. Nachdem es einmal gezeigt wurde, wird das Publikum von den durch den Abend führenden Joker*innen aufgefordert, selbst „Stop“ zu rufen, wenn es eine Rolle auf der Bühne übernehmen möchte, um in der Szene eine Veränderung zu bewirken. Durch das partizipative Format verläuft jeder Abend anders und es entstehen jedes Mal neue Verläufe der Szenen, die mit dem Publikum improvisiert werden.
Heute sind unterschiedliche Menschen im Publikum. Solche, die bereits Forumtheaterstücke besucht haben, aber auch viele, für die es das erste Mal ist. Menschen, die selbst seit Jahren in der Pflege und anderen Berufsgruppen im Krankenhaus arbeiten, und solche, die hier sind, weil sie vor allem ein Theaterstück sehen wollen. Die erste Version des Stücks wurde gespielt. Jetzt fängt der Teil des Abends an, in dem das Publikum intervenieren kann. Es wird zurückgespult, das Stück fängt wieder neu an. Krankenpflegerin Sabine trifft sich mit einer Freundin auf einen Kaffee. Bald wird sie eine Nachricht erhalten, dass sie am nächsten Tag spontan einen Dienst übernehmen muss, was dem harmonischen Treffen ein abruptes Ende bereiten wird. Doch bevor es soweit kommen kann, ruft jemand im Publikum „Stop“ und kommt auf die Bühne. Die erste Theaterbesucherin übernimmt die Rolle der Freundin von Sabine und probiert aus, in ihrer Rolle die Situation zu verbessern. Die erste Intervention, der an diesem Abend noch viele weitere folgen.
„Act for Care!“ wird das nächste Mal am Equal Care Day, dem 29. Februar 2024 um 18:30 Uhr im Stephanisaal (Stephansplatz 3, 1010 Wien) aufgeführt. Wer Lust hat, zum Thema Pflege und Care-Arbeit gemeinsam mit Anderen mittels Methoden des Theaters zu forschen, oder „Act for Care!“ für eine Aufführung oder einen Workshop in die eigene Organisation zu bringen, ist herzlich eingeladen, sich beim Theater der Unterdrückten Wien (Kontakt: office@tdu-wien.at) zu melden. Aktuelle Informationen zu Aufführungen finden Sie auch auf der Webseite des Theaters der Unterdrückten Wien unter: www.tdu-wien.at.
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