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Anita Sackl, Elisabeth Rappold
Handlungsoptionen der Pflege im Zeichen des Klimawandels

Der Klimawandel ist in unserem privaten und beruflichen Alltag spürbar. Die mannigfaltigen Wirkungen betreffen unsere soziale, gesellschaftliche und ökonomische Umwelt und ganz unmittelbar unsere Gesundheit. Es stellen sich neue Anforderungen an das Gesundheitswesen und an die Pflege und Betreuung von Menschen. Welche Herausforderungen entstehen für die Pflege? Wo bieten sich Chancen und neue Handlungsoptionen und welche Rolle nehmen Pflegepersonen ein?

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Neue Herausforderungen

Jedes Jahr sind weltweit hunderte Millionen Menschen von Natur und Menschen verursachten Katastrophen betroffen. Klima- und Umweltkrisen bedrohen das Wohlergehen und haben dauerhafte und tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Gemeinschaften, in denen sie leben (Langan, 2022). Der Bericht „Österreichischer Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel“ (Austrian Panel on Climate Change [APCC], 2018) zeigt für Österreich auf, dass neben extremen Wetterereignissen wie Niederschlägen oder Stürmen und Mücken (Infektionskrankheiten) oder Pollen (Allergien) eine der gravierendsten Auswirkungen auf die Gesundheit durch Hitze erwartet wird. Demografische Veränderungen im Falle einer alternden Bevölkerung erhöhen die Anfälligkeit dieser (APCC, 2018). Geologische, gesellschaftspolitische und demographische Bedingungen beeinflussen die Vulnerabilität einer Bevölkerung. Faktoren wie der Gesundheitsstatus, der sozioökonomische Status und das Alter eines Menschen sind bereits heute bedeutende Faktoren, beispielsweise während einer Hitzewelle. Ein geringer sozioökonomischer Status, welcher die Anpassungsfähigkeit minimiert, Einschränkungen in der Mobilität und Hilfs- und Pflegebedürftigkeit machen Menschen verwundbar. In Österreich sind etwa 470.000 Menschen hilfe- und pflegebedürftig (Pflegegeldbezieher*innen) (Statistik Austria, 2022), mehr als 165.000 Personen in Pflegeberufen tätig und rund eine Million An- und Zugehörige in der informellen Pflege engagiert (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz[BMSGPK], 2022).

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit (direkt etwa bei Hitzewellen oder durch Verletzungen aufgrund von extremen Wetterereignissen oder indirekt durch Veränderungen natürlicher Systeme wie etwa aufgrund vermehrter Freisetzung von Allergenen) belasten das Gesundheitssystem und die Gesundheitseinrichtungen (APCC, 2018). Die Zusammenhänge der Veränderungen sind komplex und können auch zu unvorhergesehenen Gesundheitsrisiken führen (World Health Organisation [WHO], 2021). Indessen die Abbildung 1 den Zusammenhang von Klimawandel, Expositionspfaden, Vulnerabilitätsfaktoren und Gesundheitsrisiken darstellt, visualisiert Abbildung 2 die Steuerungspfade von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen. Maßnahmen des Klimaschutzes bewirken ein Emissionsminderung und erzeugen gesundheitliche Co-Benefits. Anpassungsmaßnahmen sind bedeutende Elemente der Prävention und Klimaresilienz.

Abbildung 1: Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel (WHO, 2021; Übersetzung: Gesundheit Österreich GmbH)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 2: Dynamisches Modell: Wirkung von Veränderungen in den Gesundheitsdeterminanten auf die Gesundheit (APCC, 2018)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Klimaschutz

Einzelne Einrichtungen im Gesundheitswesen haben im Rahmen des Klimaschutzes bereits Maßnahmen umgesetzt und bauen diese weiter aus. Diese umfassen beispielsweise eine Erhöhung der öffentlichen Mobilität von Mitarbeiter*innen, Sport- bzw. Radchallenges, Abfallreduktion und Müll-Trennsysteme, Reduktion des Lebensmittelabfalls sowie die Verwendung regionaler und saisonaler Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung. Die betrieblichen Handlungen und deren Kommunikation sensibilisieren Mitarbeiter*innen, motivieren eine thematische Auseinandersetzung mit Strukturen und Prozessen und lassen Innovation zu. Wirkungsvolle Umweltschutzmaßnahmen in den Bereichen des Energie-, Ressourcen-, Beschaffungs- und Abfallmanagements bewirken eine Emissionsminderung sowie als Benefit eine betriebliche Kostenreduktion. Eine veränderte Mobilität der Mitarbeiter*innen (Bereitstellung von Fahrradabstellplätzen, Duschmöglichkeiten etc.) fördert neben dem positiven Umwelteinfluss auch die Gesundheit und stellt somit einen Gewinn auf diversen Ebenen dar. Körperlich und mental fittere Mitarbeiter:innen, die aktiven Klimaschutz erleben, kommunizieren nach außen und werden zu Botschafter:innen. Dies bietet Potenzial für die Mitarbeiter*innengewinnung.Neben den persönlichen Maßnahmen, in welchen ein Betrieb Mitarbeiter*innen unterstützen kann, erfordern betriebliche Maßnahmen eine inter- und multiprofessionelle Zusammenarbeit, denn es finden sich Handlungsoptionen und Chancen für zukünftige Innovationen in allen Fachdisziplinen und Gesundheitsberufen.

Der Klimawandel in der Pflege

Mehr als 165.000 Personen sind in Pflegeberufen (BMSGPK, 2022) diverser intra- und extramuraler Versorgungsstrukturen tätig. Sie handeln entsprechend ihrer berufsrechtlichen Kompetenzen in multiprofessionellen Teams, welche sich ergänzen und vernetzen. So wirken beispielsweise im Rahmen der Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelabfällen in der Gemeinschaftsverpflegung diverser Fachbereiche mit. Die Verantwortlichkeiten im Bestellprozess verteilen auf den bzw. die Klient*in, Pflege, Diätologie, IT-Systeme und Küche. Diese komplexen Essensbestellsysteme stellen neben der Planbarkeit, der hohen Fluktuation und heterogenen Zielgruppe (speziell in Krankenhäusern), dem Bedarf an verschiedenen Kostformen und dem unterschiedlichen Gesundheitszustand und Appetit von Klient*innen, eine Herausforderung für der Gemeinschaftsverpflegung dar (United Against Waste, 2021a). Die durchschnittlichen Verlustgrade (Verhältnis von vermeidbarem Lebensmittelabfall im Vergleich zu ausgegebenem Essen) betrugen 2020 in österreichischen Krankenhäusern 30 Prozent und in Pflegeheimen 22 Prozent (United Against Waste, 2021b).

Beispielhaft kann auch der enorme Ressourcenverbrauch und eine exzessive Abfallentstehung der Therapieformen der Dialyse genannt werden. Eine Hämodialyse verbraucht zwischen 6 und 19 kWh Strom, wobei 50 Prozent des Gesamt-Stromverbrauchs die Wasseraufbereitung benötigt. Je nach eingesetzter Dialysemaschine und dem Dialyseverfahren produziert eine Behandlung zwischen 1,5 bis 8 kg an Abfall. Hiervon entfallen im Mittel etwa 2,5 kg auf infektiösen Abfall (verbrannt oder chemisch entsorgt) und wiederum 35 Prozent auf Plastikmaterialien. So ist die Nephrologie mit der kooperierenden Industrie angehalten, Maßnahmen für eine verbesserte Umweltbilanz zu ergreifen (Traidl-Hoffmann et al., 2021).

Im berufsspezifischen Tätigkeitsfeld stellen die standardisierten pflegerischen Prophylaxen einen bedeutenden Aspekt der Prävention und Gesundheitsförderung dar (Lunk, 2018). Diese reduzieren den Verbrauch von Materialien im Wundmanagement im Kontext von Dekubiti oder vermeiden den Einsatz von Antibiotika oder Antimykotika im Rahmen diverser Infektionsprophylaxen – im Hinblick auf Resistenzentwicklungen und Umweltbelastungen zu reflektierende Faktoren. Im Zusammenhang der Dehydratation/Exsikkose werden Maßnahmen der Vorbeugung getroffen, welche während Hitzewellen nochmals an Bedeutung gewinnen. Gesundheitsförderung und Prävention ist in allen Settings der Pflege von zentraler Bedeutung. Co-Benefits ergeben sich für die individuelle Gesundheit und den Klimaschutzes bzw. eventuell sogar für die Klimaresilienz. Ein Beispiel: Die Co-Benefits von Bewegungskonzepten umfassen die Gesundheit von Menschen und den Schutz des Klimas. In Folge kommt es auch zu einer Wirkung auf die Klimaresilienz. Eine gesteigerte Mobilität bzw. ein erweiterter Bewegungsradius ermöglicht einem alleinlebenden alten Menschen Handlungen bei eintretenden Extremwetterereignissen zu setzen. Etwa den Rückzug an einen kühlen Ort im Wohnumfeld während einer Hitzewelle oder den Hilferuf. Pflegepersonen erheben mithilfe statischer und methodisch überprüfbarer Instrumente (Assessments) Risiken für Erkrankungen und ihre Folgen und leiten Pflegediagnosen und -maßnahmen ab. Die Ressourcen- und Person(en)zentriertheit sind essenzielle Elemente in der Betreuung und Pflege und zielen in dessen Handlungsfelder auf die Erhaltung, Förderung, Verbesserung oder bestmögliche Wiederherstellung von Wohlbefinden, Lebensqualität, Gesundheit und/oder Handlungsfähigkeit, die Chancen‐ und Bedarfsgerechtigkeit, Selbstbestimmung sowie die Inklusion ab (Weißenhofer, 2022).

Extremwetterereignisse und Naturgefahren stellen eine Herausforderung für die intra- und extramurale Versorgung dar, insbesondere für das extramurale Setting. Die Gefahren bzw. deren Risiken variieren im regionalen Kontext Österreichs. Rudolf-Miklau (2018) differenziert diese in Wetter-, Wasser-, Feuer-, Schnee- und Eisgefahren bzw. geologische Gefahren und dessen Wirkungsraum (kleinräumig, lokal, regional und überregional). Während Hitze oder Hochwasser überregional wirken kann, finden Starkregen oder Waldbrand auf lokaler Ebene oder Steinschlag, Felssturz und Murenabgänge kleinräumig statt. Der Wirkungsraum hat Auswirkungen auf die Dimension betroffener Personen und insbesondere vulnerabler Personengruppen (Rudolf-Miklau, 2018). Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen, unter Betreuung und Pflege sowie mit spezifischen Krankheitsbildern sind speziell in der extramuralen Versorgung auf regelmäßige Leistungen angewiesen. Neben der Dialyseverfahren oder Wundversorgung zählt auch die Verpflegung mittels beispielsweise „Essen auf Rädern“ dazu. Während die notwendigen Versorgungsleistungen der zu betreuenden und pflegenden Personen in der mobilen Pflege bekannt sind, leben viele Personen allein und bedürfen noch keiner extramuralen Betreuungs- oder Pflegeleistung. Dies kann sich durch Krisen- und Katastrophenereignisse verändern und Aufmerksamkeit bedürfen. So involvierte das Starkregenereignis im August 2023 einzelne Community Nurses (1) in deren Einzugsgebiet und zeigte dessen Herausforderungen und notwendigen zukünftige Vorbereitung auf (Fortbildung, Teil von Katastrophenübungen und -plänen). Community Nurses sind präventiv auf Familien- und Gemeindeebene tätig und können die Vorbereitung auf krisenhafte Situationen unterstützen bzw. im Krisenfall handeln. Insbesondere für Personen, welche noch keine extramuralen Betreuungs- und Pflegeleistungen in Anspruch nehmen, so etwa während der jährlich wiederkehrenden Hitzewellen. Hitzewellen belasten die Regionen und die Bevölkerung in Österreich in unterschiedlichem Ausmaß. Der kontinuierliche Temperaturanstieg im Sommerhalbjahr, die Zahl der Hitzetage, die Dauer der Hitzeereignisse und fehlende nächtliche Abkühlung stellen eine der größten und für die Gesundheit problematischsten Veränderungen dar (APCC, 2018). Alter (z. B. ältere Menschen oder Kinder), chronische oder psychische Erkrankungen, Bettlägerigkeit bzw. eingeschränkte Mobilität, soziale Isolation, ein niedriger

wirtschaftlicher Status oder ungünstige Wohnverhältnisse sind bedeutende Risikofaktoren (WHO, 2019). Maßnahmen, welche im Rahmen der extramuralen Betreuung und Pflege ergriffen werden können, um gesundheitliche Folgen für gefährdete Personen in ihren Haushalten zu vermeiden, entsprechen den Kernelementen der WHO-Leitlinien: Information und Kommunikation, besondere Aufmerksamkeit für Risikogruppen sowie Vorbeugung und Reduzierung der Hitze in Innenräumen (WHO, 2008). Die WHO definiert acht Umsetzungsmaßnahmen über vier Zeitebenen von der langfristigen Entwicklung und Planung, der Vorbereitung bis zu Schutzmaßnahmen während des Sommers und akuter Hitzeperioden:

  • zentrale Koordinierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit,
  • Nutzung eines Hitzewarnsystems,
  • Information und Kommunikation,
  • Reduzierung von Hitze in Innenräumen,
  • besondere Beachtung von Risikogruppen,
  • Vorbereitung der Gesundheits- und Sozialsysteme,
  • langfristige Stadtplanung und Bauwesen,
  • Monitoring und Evaluation der Maßnahmen.

Während es im Bereich der Hitze bereits Schutzpläne, Konzepte und Schulungsunterlagen gibt, bedarf es der Bewusstseinsbildung und Umsetzung. Um jedoch aktiv auf allen Ebenen der neuen Herausforderungen des Klimawandels handeln, aufklärend wirken und vernetzend zwischen Akteur*innen agieren zu können, bedarf es der Entwicklung von spezifischen Kompetenzen.

Neue Kompetenzen in der Pflege

Die Pflege handelt im berufsrechtlichen Rahmen ressourcen- und person(en)zentriert. Laut § 14, Abs. 2 (7) des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes umfassen die pflegerischen Kernkompetenzen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege die Förderung der Gesundheitskompetenz, Gesundheitsförderung und Prävention. Diese bilden einen Handlungsrahmen für Klimaschutz (positiver Effekt auf das Klima mittels Emissionsreduktion und gesundheitsbezogene Co-Benefits) und Anpassungsmaßnahmen für die neuen Bedingungen. Um die Zusammenhänge zwischen klimatischen Veränderungen und menschlicher Gesundheit besser verstehen zu können, bedarf es spezifischen Wissens. Eine klima- und gesundheitskompetente Person kann laut Limaye et al. (2020)

  • direkte und indirekte Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit erkennen,
  • Risiken kommunizieren, Daten bewerten, Unsicherheiten verstehen und
  • informierte und verantwortungsvolle persönliche Entscheidungen treffen oder sich für eine breitere Politik zum Schutz der Gesundheit einsetzen.

Diese Inhalte finden sich auch in zwei Elementen des internationalen Ethikkodexes des International Council of Nurses (ICN) (Abbildung 3) in Bezug auf die globale Gesundheit und Berufsethik, Aufgaben und professionellen Verantwortlichkeiten von Pflegefachpersonen und Studierenden sowie Lernenden der Pflege wieder (ICN, 2021).

3. PFLEGEFACHPERSONEN UND DER BERUF

3.7 Pflegefachpersonen bereiten sich auf Notfälle, Katastrophen, Konflikte, Epidemien, Pandemien, soziale Krisen und Situationen mit knappen Ressourcen vor und reagieren darauf. Die Sicherheit der Menschen, die Pflege erhalten, liegt in der Verantwortung der einzelnen Pflegefachpersonen und der Führungspersonen von Gesundheitssystemen und -organisationen. Das beinhaltet die Bewertung von Risiken und die Entwicklung, Umsetzung und Planung von Ressourcen, um diese zu minimieren. (ICN, 2021, S. 17)

4. PFLEGEFACHPERSONEN UND GLOBALE GESUNDHEIT

4.6 Pflegefachpersonen setzen sich gemeinsam dafür ein, die natürliche Umwelt zu erhalten, zu stärken und zu schützen. Sie sind sich der gesundheitlichen Folgen der Umweltzerstörung, z. B. aufgrund des Klimawandels, bewusst. Sie treten für Initiativen ein, die umweltschädliche Praktiken reduzieren, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. (ICN, 2021, S. 20)

Abbildung 3: Elemente des ICN-Ethikkodex (ICN, 2021, S. 17 und 20; Darstellung: Gesundheit Österreich GmbH)

Um den zukünftigen Herausforderungen gerecht werden zu können, bedarf es einer klimakompetenten Entwicklung über das gesamte Ausbildungssystem und spezifisch für die Pflegeberufe und Pflegepädagogik eine Reflexion der Inhalte während der Ausbildung und/oder spezifische Fort- bzw. Weiterbildungsmaßnahmen. Erste Ausbildungsinstitutionen und Hochschulen nehmen klimabezogene Inhalte in das Curriculum auf und thematisieren Handlungsoptionen während der Hitzeperioden und andere gesundheitlichen Belastungen durch den Klimawandel und den Ressourcenverbrauch im Pflegealltag. Die Hochschule Bielefeld (HSBI) entwickelte und erprobte erste Lehr-Lerneinheiten anhand eines einjährigen Projektes „Planetary Health and Nursing“ im Fachbereich Gesundheit. Die Lerneinheiten von zwei Semesterwochenstunden umfassen a) gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels, b) den Umgang mit klimaabhängigen Ressourcen im Pflegealltag und c) klimasensibles und nachhaltiges Handeln. Module richten sich an Studierende der Bachelorstudiengänge, an Masterstudiengänge der Berufspädagogik und Advanced Nursing Practice (HSBI 2023),

Als Grundlage für Österreich steht das „Handbuch zur Stärkung der Klimakompetenz in den Gesundheitsberufen“ zur Verfügung. Das Handbuch ist universell und modular formuliert, um die Heterogenität der österreichischen Gesundheitsberufe und deren Aus-, Weiter- und Fortbildungsformen zu berücksichtigen. Es bildet den Umfang der gesundheitsbezogenen Klimakompetenz ab, soll als Basis für eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis hinsichtlich Klimakompetenz für Lernende und Lehrende der Gesundheitsberufe dienen und den systematischen Aufbau von Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten für Gesundheitsberufe unterstützen (Brugger et al., 2024).

Die Betreuungs- und Pflegepersonen als Wegweiser

Der Klimawandel und dessen Folgen betrifft unser aller Leben und muss innerhalb der Pflegeberufe und ebenso in den Sozialbetreuungsberufe thematisiert und Kompetenzen müssen erweitert werden. Indessen berufsrechtliche Kernkompetenzen der Pflege im Rahmen von Gesundheitskompetenz, Gesundheitsförderung und Prävention eine erweiterte Bedeutung in Bezug auf Co-Benefits erfahren, minimieren sich auch Gesundheitsrisiken. Klimakompetenz kann in inter- und multidisziplinären Teams die Effekte stärken, Reflexion von Prozessen bewirken und Innovationen ermöglichen. Pflege- und Sozialbetreuungsberufe nehmen in den intra- und extramuralen Versorgungsstrukturen eine zentrale Rolle ein und sind auch in Zukunft in Krisen- und Katastrophensettings in direkte und indirekte Handlungen involviert. Eine Attraktivierung des Pflegeberufes ist notwendig, um zukünftig qualifizierte Fachkräfte in herausfordernden Situationen zu haben. Pflegepersonen haben ein hohes Vertrauen von Seiten der Menschen und bilden einen essenziellen Teil des Gesundheitssystems.

 

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Fußnoten

(1) Seit 2022 sind in Österreich Community Nurses in 116 diversen regionalen österreichischen Settings aktiv. Details zum Pilotprojekt Community Nursing sind auf der Website Community Nursing in Österreich | CN-Österreich (cn-oesterreich.at)ersichtlich.

Literatur

Austrian Panel on Climate Change (APCC) (2018). Österreichischer Special Report Gesundheit, Demographie und Klimawandel (ASR18). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Wien

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (2022). Österreichischer Pflegevorsorgebericht 2021. Abgerufen am 08.02.2024 von https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=42&attachmentName=%C3%96sterreichischer_Pflegevorsorgebericht_2021_pdfUA.pdf

Brugger, K., Horváth, I., Marent, J., Schmidt, A. E. (2024). Handbuch zur Stärkung der Klimakompetenz in den Gesundheitsberufen. Gesundheit Österreich, Wien

HSBI – Hochschule Bielefeld (2023). HSBI: Planetary Health wird Teil des Curriculums. Pflege und Klima. Springer Pflege. Abgerufen am 12.01.2024 von HSBI: Planetary Health wird Teil der Pflegeausbildung | springerpflege.de

International Council of Nurses (ICN) (2021). Der ICN-Ethikkodex für Pflegefachpersonen. Überarbeitet 2021. Abgerufen am 08.02.2024 von ICN_Code-of-Ethics_DE_WEB.pdf (dbfk.de)

Langan, J. C. (2022). Preparing Nurses for Disaster Management: A Global Perspective. Elsevier

Limaye, V. S., Grabow, M. L., Stull, V., J., Patz, J. A. (2020). Developing a definition of climate and health literacy. Health Affairs, 39 (12), 2182-2188

Lunk, S. (2018). Pflegewissen Prophylaxen für Pflegeberufe. 3. Auflage. Elsevier GmbH

Rudolf-Miklau, F. (2018). Umgang mit Naturkatastrophen. Ratgeber für Bürgermeister und Helfer. Linde Verlag Ges.m.b.H.: Wien

Statistik Austria (2022). Pflegegeldbezieher:innen 2017-2022. Dachverband der Sozialversicherungsträger. Statistik Austria. Österreich

Traidl-Hoffmann, C., Schulz, C. M., Herrmann, M., Simon, B. (Hrsg.) (2021). Planetary Health. Klima, Umwelt und Gesundheit im Anthropozän. 1. Auflage. Medizinische Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft: Berlin

United Against Waste (2021a): Hintergrundgespräch Forschungsprojekt Bestellsysteme Abgerufen am 08.01.2024 von Kurzversion: Hintergrundgespräch Forschungsprojekt Bestellsysteme (united-against-waste.at)

United Against Waste (2021b): Forschungsprojekt zur Bestellsymptomatik in CARE-Betrieben. Abgerufen am 08.01.2024 von Forschungsprojekt zur Bestellsystematik in CARE-Betrieben – United Against Waste (united-against-waste.at)

Weißenhofer, S., Sackl, A., Rappold, E., Domittner, B. (2022). Arbeitsdefinition für die Qualität professioneller Betreuung und Pflege im Rahmen des Projekts Pflegereporting. Gesundheit Österreich GmbH: Wien

World Health Organisation (WHO) (2021). Quality criteria for health national adaptation plans. Geneva

World Health Organisation (WHO) (2019). Gesundheitshinweise zur Prävention hitzebedingter Gesundheitsschäden. Neue und aktualisierte Hinweise für unterschiedliche Zielgruppen. WHO Regionalbüro Europa. Kopenhagen

World Health Organisation (WHO) (2008). Heat-Health Action Plans. Guidance. WHO Regional Office for Europe. Copenhagen

Zur Person

Anita Sackl, MPH MAS

ist seit 2022 als Health Expert an der Abteilung Gesundheitsberufe und Langzeitpflege der Gesundheit Österreich GmbH tätig. Die Schwerpunkte liegen im Schulungskonzept des Pilotprojektes Community Nursing, Pflegereporting, Klima und Pflege.

Kontakt: anita.sackl@goeg.at

Links zu Informations- und Schulungsunterlagen:

KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit: Planetary Health Academy | KLUG (klimawandel-gesundheit.de) [12.01.2024]

Hochschule Bielefeld: Planetary Health and Nursing – Lehr-Lerneinheiten für das Pflegestudium: ILIAS Hochschule Bielefeld: Planetary Health and Nursing – Lehr-Lerneinheiten für das Pflegestudium (hsbi.de) [12.01.2024]

Nursing School Commitment: Internationales Netzwerk, welches europäische Hochschulen dazu verpflichtet, Inhalte zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit in die Curricula von pflegebezogenen Studiengängen aufzunehmen: Nursing School Commitments | NCC Europe (nursesclimatechallenge.org) [12.01.2024]

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