Bezahlte Information
Hansjörg Rodi
Der Atem gegen Burnout

Vor allem nach der Pandemie wurde das Thema Burnout medial besprochen. Stress und soziale Isolation wurden häufig als Gründe erwähnt. Aber wie kommt es zu einem Burnout? Und was ist ein Burnout? Und noch viel wichtiger ist die Frage nach möglichen Interventionsmöglichkeiten, wenn man sich in Richtung Burnout bewegt. Besonders betroffen waren und sind es heute noch die Professionist*innen, die im Gesundheitswesen arbeiten.

Bezahlte Information

Burnout hört sich massiv an. Und das ist es auch. Burnout ist ein Zustand emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung, der auftritt, wenn Menschen sich über einen längeren Zeitraum hinweg überfordert und gestresst fühlen. Einer der Hauptfaktoren für Burnout in der heutigen Zeit ist der ständige Druck, der auf uns lastet, um erfolgreich zu sein.

Ein weiterer wichtiger Grund ist der Mangel an sozialer und emotionaler Unterstützung. „Ein menschliches Grundbedürfnis ist, wahrgenommen zu werden, soziale Beziehungen einzugehen“, schreibt Dana (2022, S. 83) treffend. In dieser Zeit fühlten sich viele Menschen allein gelassen, was zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung führen kann.

Gefühle von Zweifel oder Ohnmacht sind noch kein Burnout. Das Burnout hat eine bunte Palette von Symptomen, die allesamt sehr unangenehm sind. Das schweizerische Expertennetzwerk für Burnout (2016) führt mitunter folgenden typische Symptome auf: emotionale Erschöpfung, erhöhte Reizbarkeit, Motivationsverlust, körperliche Müdigkeit, multiple Schmerzen, kognitive Störungen wie Aufmerksamkeit- und Konzentrationsstörungen sowie reduzierte Belastbarkeit. Wenn wundert, dass der Körper auf der vegetativen Ebene mit massiv erhöhter Sympathikus-Aktivität agiert.

Wer denkt Burnout sei eine medizinische Diagnose, der irrt sich. Aus Sicht der Medizin ist Burnout ein Risikofaktor für eine Erschöpfungsdepression, jedoch keine ICD-10-kodierte Diagnose. Das macht jedoch die ganze Sache nicht ungefährlicher. Unbehandelt führt das Burnout unweigerlich zu einer Störung der Lebensbewältigung (Hochstrasser et al., 2026). Letztlich kann ein Burnout Auswirkungen auf die Beziehung haben, da Betroffene sich oft zurückziehen und soziale Aktivitäten vermeiden.

Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach Interventionen. Eine Möglichkeit ist die Veränderung der Arbeitsbedingungen. Hierzu gehört die Reduktion von Arbeitsbelastungen durch vereinfachte organisatorische Abläufe und Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfeldes. Ein wertschätzendes Interesse gegenüber all den Arbeitnehmer*innen im Gesundheitsbereich ist bestimmt ein guter Anfang.

Außer Anerkennung sind auch schön gestaltete, duftende Räume und Rückzugsnischen denkbar. Grundsätzlich können auch Büroräume mit naturreinen ätherischen Ölen angenehm beduftet werden. Spontan fallen mir die ätherischen Öle ein, welche einem hohen Gehalt an Monoterpene haben. Ihre beruhigende Wirkung auf das menschliche vegetative Nervensystem ist in der Fachliteratur gut dokumentiert. So sind zum Beispiel Nadelhölzeröle wie die sibirische Fichtennadel oder auch Zirbelkiefer wirksam.

Die komplementären Therapien leisten einen wichtigen Beitrag. Nebst der Achtsamkeit wirkt insbesondere die Atemtherapie.

Was klinisch gut beobachtbar ist, ist der schnelle und oberflächliche Atem bei gestressten Menschen. Daher kann bewusstes Atmen helfen, die körperliche Spannung zu reduzieren und den Geist zu beruhigen. Es gibt verschiedene Atemübungen, die zur Entspannung beitragen können. Eine davon ist die Bauchatmung, bei der man in den Bauch einatmet und wieder langsam und sanft ausatmet.

Schünemann (1993) gebraucht einen wichtigen Begriff: Die Sammlung. Mit Sammlung bezeichnet sie die Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Atem. Es ist ein bewusstes Beobachten und Wahrnehmen des eigenen Atems, als Basisfähigkeit. Folgende zwei Fragen können hilfreich sein, den eigenen Atem leichter wahrzunehmen:

  • Was spüre ich im Moment?
  • Wo im Körper nehme ich meinen Atem wahr?

Die tägliche Atempause kann genauso effektiv auf den Parasympathikus wirken wie die Bauchatmung. Alles, was Sie brauchen, ist etwa eine Minute an Zeit. Setzen Sie sich achtsam auf einen Stuhl und beobachten Sie absichtslos, wie Sie einatmen und wieder ausatmen.

Wenn es um Burnout geht, ist es wichtig, möglichst viele Faktoren zu berücksichtigen. Folgende vier „Lifehacks“ könnten Ihnen helfen:

  • Soziale Kontakt helfen den Stress zu reduzieren. Selbstverständlich sollten Sie nur mit Menschen zusammen sein, mit denen Sie sich gut verstehen.
  • Selbstfürsorge ist genauso wichtig wie die tägliche Zahnpflege. Selbstfürsorge ist ein wichtiger Bestandteil der Prävention. Eine Idee könnte das neue 54/6-Prinzip sein: 54 Minuten arbeiten, danach folgt eine 6-minütige Pause.
  • Atem ist Leben. Der Atem wird unmittelbar erlebbar. Schenken Sie Ihrem Atem mehr Aufmerksamkeit mit einer 1-minütigen Atem- oder Duftpause einmal am Tag.
  • So wie es keinen wirkungslosen Atem gibt, gibt es auch keine emotionslosen Düfte. Daher haben ätherische Öle immer einen Einfluss auf den Menschen.

Wenn die Symptome eines Burnouts schwerwiegend sind und durch diese Methoden nicht reduziert werden können, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Diesen Artikel weiterempfehlen.

Literatur

Hochstrasser, B., Brühlmann, T., Cattapan, K., Hättenschwiler, J., Holsboer-Trachsler, E., Kawohl, W. (2016). Burnout-Behandlung Teil 2: praktische Empfehlung. Swiss Medical Forum, 16, 538-541

Schünemann, A. (1993). Das Atem Übungsbuch nach Middendorf. Verlag Astrid Schünemann: Heidelberg.

Deb, D. (2022). Der Vagus-Nerv als innerer Anker. Kösel Verlag: München.

Zur Person

Hansjörg Rodi

Pflegefachmann FH (BscN)

Atemtherapeut IKP (Institut für körperzentrierte Psychotherapie)

Aromatherapeut

http://www.atem-und-duft.ch I atem.und.duft@gmail.com

unser infoservice

Wir informieren Sie sehr gern über zukünftige Neuerscheinungen und interessante Artikel. 

Weitere Artikel dieser Ausgabe

Bezahlte Information

pflegenetz.­newsletter

Mit unserem Newsletter informieren wir Sie
1x monatlich über Aktuelles, Neues und Wissenswertes aus dem Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich.

© pflegenetz 2024